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PERSÖNLICHE ERINNERUNG:
  • AutorIn: Franz Dungl
  • Geburtsdatum: 4.7.1924
  • Wohnort: 1190 Wien, Börnerg.15/5/2, Wien
  • Land: Österreich
  • E-Mail an Autor

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Franz Dungl

Der österreichische Schilling / 1924

Bild zur persönlichen Erinnerung
Groschen

Da viele noch immer in Schilling umrechnen, will ich nochmals auf den Schilling zurückkommen. Am 31.Dezember 2001 hauchte der Schilling sein Leben endgültig aus. Ich hätte aber auch sonst von ihm geschrieben, weil er mein Jahrgang ist. 1924 wurden zur Probe silberne Schillingmünzen geprägt. Die Krone-Heller-Währung war zu diesem Zeitpunkt erst 25 Jahre alt gewesen. Am 20.Dezember 1924 wurde das richtige Schillinggesetz beschlossen und es ist daher dieser Tag als Geburtstag der Schilling-Groschen-Währung anzusehen.

Der Schilling sollte ursprünglich in 100 Stüber unterteilt werden, doch wurde dies wegen der Abkürzungen S und St. und der dadurch bestehenden Verwechslungsgefahr wieder verworfen. Die bereits geprägten Silberschillingmünzen mit der Jahreszahl 1924 hatten einen Durchmesser von 26,3 mm, die ab 1925 geprägten Schillingmünzen nur noch einen Durchmesser von 25 mm und einen geringeren Silberwert. Ab 1.Januar 1925 entsprach ein Schilling dem Wert von 0,21172 Gramm Feingold oder 0,694 Goldkronen und wurde gegen 10.000 Papierkronen getauscht.

Die Geldabwertung traf jeden, am meisten natürlich die Masse der kleinen Sparer, Rentner und Lohn- oder Gehaltsempfänger. Da es fast täglich höhere Preise gab, sank die Währung im Jahr 1923 bis auf den millionsten Teil ihres früheren Wertes. Man sprach von der "galoppierenden Inflation". Ab meinem Geburtsjahr - 1924 - gab es bis 1938 die Schillingwährung. (1 Goldkrone = 14.400 Papierkronen = 1,44 Schilling.) Auf Eingroschenmünzen stand viele Jahre "1oo", auf Zweigroschen "2oo", auf Fünfgroschen "5oo", und auf den Zehngroschenmünzen stand "1ooo" aufgeprägt, weshalb wir als Kinder nur von einem "Tausender" redeten, wenn wir zehn Groschen meinten. Es war die letzte Bewertung von Krone und Heller.

Zur Schillingeinführung lebten in Österreich noch viele Menschen, die in ihrer Jugend mit Gulden, Dukaten, Taler und Kreuzer gerechnet hatten. Außer dem Taler ist der Gulden bis heute ein Begriff für Geld geblieben. Ich selbst bin beim Schreiben einer Chronik über die Firma, bei der ich auch beschäftigt war, auf Dokumente und kaufmännische Aufzeichnungen aus dem vorigen Jahrhundert gestoßen, wo der Gulden meist mit der Abkürzung "fl", für Florin, bezeichnet wurde.

Nach dem ersten Weltkrieg nahmen die Siegerstaaten keine Rücksicht auf die Verliererstaaten, die schon für den Aufbau kein Geld hatten. Die entstandene Verkettung der einzelnen Volkswirtschaften führte nach dem New Yorker Börsenkrach vom 29.Oktober 1929 im Frühjahr 1931 zu einer Kreditkrise, weil die Gläubiger in den USA ihre nach Europa geliehenen Gelder zurückriefen. Nicht nur die Industrie, sondern auch mehrere Großbanken - darunter die CA am 31. Mai 1931 - brachen zusammen. Die Arbeitslosigkeit stieg unermesslich, wodurch antidemokratische und revanchistische politische Bewegungen an Boden gewannen, was schließlich zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich mit dem Verlust der staatlichen Selbständigkeit und seiner Währung führte.

Zehn Jahre nach der ersten Silberprägung ersetzte eine neue Kupfer-Nickel-Legierung den Silberschilling. 1938 hörte die Schillingprägung auf. In Wien wurden Deutsche Reichsmark und Deutscher Reichspfennig geschlagen. Vorher erfolgte noch der Umtausch Schilling : Reichsmark mit 3 : 2, nachdem mit 25.April 1938 der Schilling aufhörte, gesetzliches Zahlungsmittel zu sein.

Nur ein und zwei Groschen wurden zu Reichspfennig erklärt. Nach dem Wiedererstehen Österreichs am 25.April 1945 galten noch einige Monate Reichsmark........

Durch das Schillinggesetz vom 30.November 1945 wurde der Schilling wieder eingeführt. Umtauschkurs 1 : 1 . - Der Schilling wurde eigentlich neu geboren, als 1944 die "Alliierte Militärbehörde" mit der Ausgabe von Schilling-Scheinen begann. Münzen erhielten die Österreicher erst wieder ab 7.März 1947 aus Aluminium, zu ein und zwei Schilling. Seit 1959 gab es den Schilling in der zuletzt geprägten Form. 1,4 Milliarden Schilling-Münzen aus Kupfer und Aluminium hatten bis 1994, also in 35 Jahren, die Prägepressen verlassen. 100 Tonnen Druck brachten das Metall in die gewünschte Form. 700 Stück pro Minute! Früher nannte man den Schilling auch "Alpendollar".

Franz Dungl für WGMSG, 18.10.2005

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