Neugierig geworden, durch Pressemeldungen und das Internet über das LOISIUM in Langenlois, das ja ein Erlebnis für alle fünf Sinnen, betreffend "den Wein erleben" sein soll, haben wir beschlossen, uns dieses Erlebnis anzusehen. Vorab sei gesagt, wir haben es nicht bereut. Das LOISIUM liegt in Langenlois, von weitem schon ist das Besucherzentrum, ein großer Kubus, außen mit gebürsteten Aluminium verkleidet, das vom amerikanischen Stararchitekten Steven Holl geplant wurde, inmitten von Weingärten sichtbar.
In diesem Besucherzentrum lösten wir die Karten (9.- Euro pro Person) und nahmen uns auch einen "elektronischen Führer" (in der Größe eines Handys) mit und dann gingen wir (ohne menschlichen Führer) los.
Durch das Besucherzentrum kamen wir dann entlang des (ebenfalls von Steven Holl geplanten) Wasserpools, das über unterirdische Bullaugen Phänomene des Lichtes (z.B. Wasserspiegelungen und -reflexionen) in den darunter liegenden Tunnel bringt, zum "Tor in die unterirdische Kellerwelt". Eine nette Dame erklärte uns da noch, das wir uns sozusagen als "Weintrauben" fühlen sollen und wir den Weg von der Lese zum Wein aus der Sicht einer Weintraube erleben können.Dann entließ sie uns in einen Aufzug, der die Weinpresse darstellen sollte und der uns 2 Stockwerke unter die Erde brachte.
Dort angekommen, ging's weiter in einen riesigen Gärdom, in dem wir in wirklich anschaulicher Weise die Verwandlung der Traube in den Most und dann in den Wein, in einer wunderschönen, farbenprächtigen Musik- und Wassershow (ohne allerdings nass zu werden) erlebten. Nach der Show, in der wir den Weg von der Weintraube zum Wein zurückgelegt hatten, öffneten sich für uns die weitläufigen, historischen Kelleranlagen, mit zum Teil 900 Jahre alten Gängen, die in den Löss gegraben wurden, und wo der Wein in alten Holzfässern lagert.
Wir gewannen auch Einblick in die privaten Weinkeller der Familien Haimerl und Nidetzky, in denen eine Unzahl von bis zu 50 Jahre alten Weinflaschen gelagert sind. Nach dem Rundgang durch die historischen Keller kamen wir wieder an die Oberwelt und konnten uns das "10-er Haus", ansehen. Das "10-er Haus, ein barockes Ackerbürgerhaus in der Walterstraße 10 wurde renoviert und in die Kellerwelt eingebunden.
In diesem Haus fühlt man sich um 100 Jahre zurückversetzt und sieht sehr gut das Leben und Arbeiten der Bauern in dieser Region. Es gab ein Wohnzimmer, Schusterwerkstatt, Arbeitsräume, eine Küche, in der noch echter Räucherschinken hing, Scheune mit Arbeitsgeräten und auch einen Stall mit Plumpsklosett zu besichtigen. Alle Räume sind liebevoll original eingerichtet, so dass man meinte, die Bewohner sind eben nur kurz weggegangen.
Mit modernen Techniken bekam man auch einen Einblick in das damalige Leben (schon allein dieses Hauses wegen lohnt sich schon der Besuch, meine ich). Im Innenhof des Hauses befindet sich ein Heurigenbetrieb, der zu einer Stärkung einlädt, bevor man sich wieder in die Unterwelt des Weines begibt. Durch das Presshaus mit einer 10 Jahre alten Weinpresse und einem anschaulichem Videofilm (der auf den Boden eines alten Schaffs projiziert wird) aus der Zeit der Lese im Jahre 1924 (kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, welche Mühe das damals war) kamen wir in die neuzeitlichen Keller der Fa. Steininger.
Was bis jetzt Inszenierung und Historisches war, wird nun in die Realität übergeführt. Die Weintanks von Karl Steininger sind Teil seines Weingutes und zeigen die heutige Winzerwirklichkeit. In einem Lift konnten wir die jetzige Wein- und auch Sektproduktion sehen: Nirostatanks, glitzernde Maschinen, automatische Flaschenfüllmaschinen beeindruckten uns wirklich, noch dazu wo hier auch Leute arbeiteten, denn das ist ein echter Betrieb und kein Museum. Aus der Welt modernster Technologie gelangten wir wieder zurück in die urtümlichen Lößgänge, wo in einer Grotte, dem sogenannten Weinaltar, dem Urstoff Löß gehuldigt wird.
Die in sechs Fenstern zugänglich gemachten Lößwände laden dazu ein, seine Zeichen einzuritzen und Spuren zu hinterlassen, was wir natürlich auch getan haben. Nun kamen wir zum sogenannten Labyrinth, in dem man in die in die mythische Vorzeit eintaucht. Es gab Gebetsmühlen, eine Mondbahn, ein Pendel und natürlich durfte die Weinberggoass und der Weingott Bacchus nicht fehlen.
Aus dem Labyrinth (heißt nur so, man kann sich in den Kellern nicht verirren, alle sind ordentlich und sauber beleuchtet) kamen wir in die sogenannte Basilika. Das ist ein hohes Kellergewölbe, das in ein Meer von Lichtern getaucht ist und wirklich den Eindruck einer Kathedrale hat.
Man kann in einer großen Schale die Planetenkugel rollen lassen und so ein Gefühl über die Laufbahn der Planeten erhalten. Der hohe, begehbare Wetterturm, der aus der Kellertiefe hochragt, verbindet das unterirdisch Verborgene mit dem sichtbaren Draußen, dem Wetter, das am Anfang jeder Weinproduktion steht. Nach der Prüfung des Wetters draußen spazierten wir durch einen goldgelben Gang (schaut aus, als ob sich Wein in einem Glas spiegelt) in den Festsaal. Drehende Propeller werfen den Widerschein des Lichts auf dunklen Wände.
Geburt, Liebe und Abschied - jedem Lebensmoment ist ein riesiger Kronleuchter gewidmet, dem man durch interaktive Berührung in Bewegung versetzen kann. Durch die Spiegelwände vermeint man, sich in einem endlosen Raum zu befinden. Aus dem wilden Rausch der Klänge und der Farbenlichter führt ein mitternachtsblauer Gang zu einer interaktiven Installation schwebender Blasen, deren Flugbahn man selbst beeinflussen kann (man fühlt sich wie in einem großen Sektglas!).
Und hier beginnt der Aufstieg aus der "Unterwelt" in die reale Welt und wir fanden uns am Ende unseres Rundganges, der ca. eineinhalb Stunden gedauert hat, wieder im Besucherzentrum.
Zusammenfassend meine ich, dass das LOISIUM wirklich gut und modern eine lehrreiche Reise in die Welt des Weines, abseits von üblichen Klischees bietet. Als sehr gut hat sich der "elektronische Führer" erwiesen, denn bei allen wichtigen Station sind Tafeln mit einer Nummer angebracht. Wenn man dies Nummer auf dem Handy eintippt, wird einem in bodenständiger Form Wissenswertes über die jeweilige Station erzählt und auch mit Gschichterln und Schmankerln aus alter Zeit gewürzt.
Das wir nach so viel intensiven Weinerlebnis den Tag dann bei einem Heurigen ausklingen ließen, versteht sich fast von selbst. Alles in allem ein lohnender Ausflug, den ich wirklich weiterempfehlen kann.
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