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PERSÖNLICHE ERINNERUNG:
  • AutorIn: Johann Zauner
  • Geburtsdatum: 4.11.1929
  • Wohnort: Ennsdorf, Niederösterreich
  • Land: Österreich

Schreibende Hand mit Schriftzug DIE DIGITALE BIBLIOTHEK

Johann Zauner

Linzbrücke nichts - Ennsbrücke ist wichtig! (08) / ca. 1948

"Kleiner Grenzverkehr"

Ich war damals übrigens schon stolzer Besitzer eines Puchmotorrades. Damit fuhr ich oft rüber nach Enns, und wenn ich an die Brücke kam, hupte ich, und der Schranken wurde für mich ohne Kontrolle aufgemacht. Das war meistens auch dann der Fall, wenn hinter mir wer auf dem Motorrad saß.

So habe ich dann manche Leute ohne Ausweis hinübergeführt, die nie wieder zurückkamen. Beim Zurückfahren hat man mich dann aufgehalten und gefragt, wo denn der zweite Mann sei. Ich erzählte dann, dass derjenige beim Friseur sei, oder Schuhe kaufen und so weiter. Auf die Frage, wann er wieder zurückkäme, erwiderte ich in einer Stunde. Dann fuhr ich wieder hinüber, habe irgendeinen Ennsdorfer getroffen und bot ihm an, mit mir nach Hause zu fahren. Somit hatte ich wieder eine zweite Person auf dem Rücksitz, und alles war wieder OK.

Kaplan Moser im Bunker

Es gab damals einen Kooperator namens Moser in Enns und der kam einmal zu einem Versehgang nach Ennsdorf herüber. Da er bis 19 Uhr nicht nach Hause gekommen war, erkundigte ich mich bei der Familie Hinterreiter, wo er gewöhnlich immer vorbeischaute, wo er denn geblieben sei. Die Hinterreiters sagten mir, dass der Kaplan um 17 Uhr schon weg sei. Ich fragte daher bei den Russen, wo denn Kaplan Moser sei. Der grinste mich an und sagte mir, dass Moser im Bunker sitze.

Ich fragte, warum er denn im Bunker sitze, woraufhin er meinte, dass sie auf der Suche nach einem Moser seien. Sie hatten also einfach den ersten Moser, der dahergekommen war, eingesperrt. Ich sagte nun, dass sie nicht den richtigen Moser hätten, denn der hier sei Pfarrer und wenn er den nicht herauslasse, werde ihn der Teufel holen. Daraufhin wurde Moser freigelassen.

Ennsdorf bekommt Gendarmerieposten

In Ennsdorf gab es schon früh einen österreichischen Hilfspolizisten mit einer rot-weiß-roten Schleife, der das war, was man gemeinhin "raue Zehe" nennt. Das war den damaligen Umständen auch angepasst, und wenn ein Russe etwas stahl, dann nahm er ihnen das auch wieder ab. Allerdings hatte er auch selbst ein beachtliches Strafregister, das er angesichts der Gunst der Stunde 1945 selbst entfernte. Mit der Zeit normalisierten sich aber die Verhältnisse, und die Ortspolizei wurde durch die St.Valentiner abgelöst. Ab 1.10.1948 gab es dann einen eigenen Gendarmerieposten in Ennsdorf, der mit zwei Mann besetzt war.

Wenn Schnellzüge an der Ennsbrücke angehalten und kontrolliert wurden, stahlen die Russen Gepäckstücke, indem sie diese einfach aus dem Zug über den Bahndamm warfen. Unten befanden sich hohle Baumstämme, in denen sie das Diebsgut dann vorübergehend versteckten. Nachdem ich damals gleich in der Nähe wohnte, habe ich oft beobachtet und gesehen, wie sie Brauchbares von Unbrauchbaren trennten. Einmal kam ich im Schutz eines lebenden Zaunes mit einem Radlbock, nahm die Koffer mit und brachte sie auf die Gendarmerie.

Dieser Beitrag ist den Nachkriegserinnerungen von Johann Zauner entnommen, die uns von unserem Kooperationspartner Dietmar Heck zugänglich gemacht wurden.

Johann Zauner war ab 1945 zunächst als Gemeindebediensteter in Ennsdorf tätig, von 1960-1998 war er durchgehend Bürgermeister von Ennsdorf.

Johann Zauner für WGMSG, 26.6.2006

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