Man ließ zunächst tausende Leute zusammenkommen, dann wurde zwischen Amerikanern und Russen verhandelt, schließlich ließ man einen Schub herüber und einen Schub hinüber, herüber kamen Polen, Ukrainer, Ostflüchtlinge, die in ihre Heimatländer zurückkehrten. Um sie aufzunehmen, wurden von St. Valentin Züge zur Station Ennsdorf herein geschoben.
Währenddessen mussten aber die Flüchtlinge den ganzen Tag hier warten, wobei sie jedes lebende Stück Vieh mitnahmen, Federvieh war bald keines mehr vorhanden. Das ging so weit, dass vom Landwirt Wall 20 Stück Großvieh geschlachtet und dann auf einem riesigen Feuer gebraten wurden, weil tausende Leute hier waren.
Als ich am 9.Mai nach Ennsdorf zurückkam, waren die Russen schon da. Ich hatte aber vorerst mit der Gemeinde nichts zu tun, sondern half noch im privaten Bereich, wo es nötig war. Es war ja so, dass der Großteil der Frauen und Mädchen Ennsdorf verlassen hatte und sich in Enns befand. Der Übergang zwischen russischem und amerikanischem Besatzungssektor war zwar damals nicht einfach, aber die Brücke wurde immerhin von Zeit zu Zeit geöffnet.
Die ersten sechs Wochen waren also ganz schlimm, es waren ja auch noch die russischen Kampftruppen hier. Wir hatten ja alle gemeint, dass es nach dem Krieg endlich wieder friedlich zugehen müsste, aber das war leider nicht so, es zog sich noch Monate hin.
Dieser Beitrag ist den Nachkriegserinnerungen von Johann Zauner entnommen, die uns von unserem Kooperationspartner Dietmar Heck zugänglich gemacht wurden.
Johann Zauner war ab 1945 zunächst als Gemeindebediensteter in Ennsdorf tätig, von 1960-1998 war er durchgehend Bürgermeister von Ennsdorf.
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