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192 persönliche Erinnerungen gefunden

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Beitrag 16 von 192

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PERSÖNLICHE ERINNERUNG:
  • AutorIn: Otto Tausig
  • Geburtsdatum: 13.2.1922
  • Wohnort: Döbling, Wien
  • Land: Österreich
  • Erstpublikation:
    Mandelbaum Verlag, März 2005
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Otto Tausig

"Kasperl, Kummerl, Jud". 08 / 1946

Aus dem Kapitel: "Aber mein eigentliches Ziel war es ja, Schauspieler zu werden"

Im Herbst 1946 ging ich dann ans Reinhardt-Seminar, bestand die Aufnahmeprüfung und hatte das Gefühl, gut zu sein. Das Gefühl wurde bestärkt, als 1947 Walter Felsenstein ins Reinhardt-Seminar kam, um für die "Räuber", die er im - damals noch im Ronacher * - untergebrachten - Burgtheater inszenierte, diejenigen Räuber auszusuchen, die zwar keinen Text hatten, aber für Felsenstein doch eine große Rolle spielten.

Ich war auch dabei. Vor der ersten Probe wurden wir auf die Bühne gescheucht und da waren zwei Bänke. Wir, die Räuber, sollten uns dort hinsetzen. Und hinter uns standen die großen Schauspieler des Burgtheaters, Raoul Aslan, Albin Skoda, Curd Jürgens, Heinz Moog. Felsenstein sprach uns an: Ihr seid die Titelrolle des Stückes! - Was sich da die Burgtheaterschauspieler wohl gedacht haben?

Ein Schauspieler war dabei, der die relativ kleine Rolle des Schufterle spielte, uns aber ganz besonders beeindruckte. Er hieß Oskar Werner. Er war ungleich persönlicher als zum Beispiel Fred Liewehr, der, einem Heldentenor gleich, recht pathetisch "Raaaache!" rief. Im Lauf der Proben wurden zwei Räuber auserwählt, die solistische Dinge zu tun hatten, und einer davon war der Tausig. Eine große Auszeichnung für einen Schüler.

Bei der Szene der "Nonnenerzählung" mussten wir, in einem imaginären Koitus auf dem Bauch rutschend, geifernd, lachend, geil über die Bühne robben. Felsenstein war ein sehr sexbetonter Regisseur. Einmal sagte er zu Albin Skoda: Franz Moor geht wie mit einem Penis aus Elfenbein und einem Lorbeerkranz drum herum. - Nun war es interessant zu sehen, wie Skoda versuchte, dieser Regieanweisung gerecht zu werden.

Als Felsenstein längst abgereist war und von den "Räubern" Jugendvorstellungen stattfinden sollten, arbeitete seine Regieassistentin, Baronin Leddihn, das Stück für die Jugend um: Die Herren Tausig und Schwarz, vielleicht sollten Sie nicht so auf dem Bauch robben, vielleicht setzen Sie sich da auf einen Felsen hin. - Also haben wir uns mit verschränkten Beinen auf den Felsen hingesetzt. - Und dann bitte das Lachen, wenn Sie das ein wenig mäßigen würden.

- Wir haben also nicht mehr geil gegrölt, sondern schüchtern gekichert. Felsenstein wäre wahrscheinlich wahnsinnig geworden, wenn er das gewusst hätte.

* Das Etablissement Ronacher diente dem in den letzten Kriegstagen ausgebrannten Burgtheater 1945 bis 1955 als Spielstätte.

© Mandelbaum Verlag 2005.

Otto Tausig für WGMSG, 1.2.2006

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