
Ich wohnte damals im 15. Bezirk in der Karmeliterhofgasse, einer kleinen Seitengasse der äußeren Mariahilferstraße. Der Einmarsch der Russen vollzog sich bei uns ganz undramatisch. Sie kamen mit kleinen Panzerwagen aus der Richtung Schönbrunn die Mariahilferstraße herein und fuhren in die Stadt weiter. Sie hatten hölzerne, zweirädrige Karren mit kleinen Pferdchen vorgespannt, vorne dabei saß ein Soldat als Kutscher, das sah gar nicht furchterregend aus. Wir, das heißt die Bevölkerung, hielten uns meist auf der Straße auf, denn nur da erfuhr man Neuigkeiten: ob wo ein Laden offen hatte, oder wo vielleicht etwas Essbares zu kaufen wäre.
Es gab zwar schon Telefon, aber nur Geschäftsleute und reiche Leute - die es aber bei uns nicht gab - besaßen damals Telefon. Im Radio konnte man den "Deutschlandsender" aus Berlin hören und dort siegte man noch immer, obwohl wir schon lang abgeschrieben waren. Waren wohl einer "Frontbegradigung" zum Opfer gefallen. Nun konnten sie sich ohne den unnötigen Ballast - wie Wien zum Beispiel - ganz dem Endsieg widmen. Die Russen hatten bald eine Radiostation eingerichtet die lokale Nachrichten brachte, aber im Alltagsleben blieben wir doch bei der mündlichen Weitergabe.
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