Ich wohnte bei ziemlich alten Pflegeeltern in Augsburg. Einsam, nichtbeachtet und überaus ängstlich. Angst war mein ständiger Begleiter. Ein Mauerblümchen sah man vielleicht doch einmal an, aber doch keine, die unehelich war, wo man wusste da schaut alle heilige Zeiten das Jugendamt nach.
Ich hatte keine Spielkameradinnen, kein Spielzeug, durfte nur in die Schule, wo ich verspottet und regelmäßig von Klosterschwestern und Lehrern mit dem Stock meine Prügel bezog.
Wenn abends der herrische Pflegevater heimkam hatte mich diese Angst fest im Griff, bis ich im Bett lag. Das hieß aber überhaupt nichts.
Dann kam Ostern und ich dachte, wenn ich, gerade wo der letzte Schnee weg ist, aus dem gefrorenen Gras schöne Nestchen mache, vielleicht bekomm ich auch ein buntes Osterei.
Mit viel Liebe und Vorfreude wartete ich auf den kommenden Tag. Außer einem großen Donnerwetter und meiner Enttäuschung blieb nichts, wie immer.
Solche Geschichten schreibt nur das Leben. Die haben mich meine ganze Jugendzeit begleitet.
Ihre Bertl
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