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Berta Schumich

Erinnerungen [10]: Fischabfälle und Kultur / ca. 1945

Schließlich waren dann alle vier Alliierten gemeinsam in Wien und besetzten je eine Zone. Wir hatten die Franzosen zugeteilt bekommen, deren Sitz war das Hotel Kummer, Mariahilferstraße. Die Amis waren im Hotel Bristol zu Hause. Die "Vier im Jeep" rollten nun publikumswirksam durch die Stadt. Die Amerikaner beteiligten sich auch an der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. Wir durften also mit ihren Schlittenhunden die Mahlzeit teilen, denn nichts anderes waren die Blechdosen "Silver Hakle": mit Fischabfällen gefüllte Konserven.

Wenn man sie öffnete, starrten einen die Fischaugen an. Dann gab es eine Art Suppenpulver, gelb, man musste das in Wasser anrühren, kochen und hatte dann eine Erbsensuppe. Die Russen hatten also kein Privileg auf Erbsen. Ich habe diese Fische nicht gegessen, hab sie hergeschenkt. Die berühmten Care-Pakete waren eine Aktion der amerikanischen Bevölkerung, waren Spenden von Privatleuten die für Freunde oder Verwandte, oder auch für Schulkinder, oder Kinderheime gespendet hatten.

Um auch positive Seiten zur Sprache zu bringen: Das Amerika-Haus, in der Nähe des Wiener Rathauses gelegen, war eine wunderbare Kulturstätte. Es gab da eine große Bibliothek, eine Handbibliothek, wo man selbst zu den Bücherregalen hingehen konnte und nach Herzenslust die Bücher betrachten und auswählen konnte. Man konnte gleich mehrere mit nach Hause nehmen, es kostete auch nichts. Ich habe bisher nur Bücher nur Büchereien gekannt, mit einem Pult und einem Bibliothekar dahinter, da konnte man nicht so einen großen Überblick gewinnen. Die Literaturinteressierten hier waren ausgehungert nach gutem Lesestoff auf den verschiedensten Gebieten. Seit den Bücherverbrennungen gab es in den zensurierten Büchereien doch nur ziemlich einseitige Kost. Im Amerika-Haus gab es Konzerte, Theateraufführungen, Vorträge, eine reiches, wertvolles Programm, die Welt ist weiter geworden durch diese Kulturstätte.

Auch die ernste Musik wurde betrieben, Musikverein, Künstlerhaus, Oper, an den verschiedensten provisorischen Spielstätten, da ja viele Häuser noch zerstört waren. Es gab große Dirigenten: Karajan, Furtwängler, Clemens Kraus, Böhm. Und die Geigenvirtuosen: David und Igor Oistrach, Nathan Milstein, Jascha Haifez mit seiner Schwester Hepsiba am Klavier, viele jüdische Künstler waren wieder da. Krips wurde Direktor der Staatsoper. Wöß mit seinen niederösterreichischen Tonkünstlern gab Nachmittagskonzerte. Die Lebensfreude kam wieder, alle Veranstaltungen waren ausverkauft, Karten schwer zu kriegen, oft nur auf Umwegen, sogar Fleischmarken wurden für Konzertkarten angeboten.

Berta Schumich für WGMSG, 11.12.2005

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