
Am sichtbarsten war der Aufschwung auf kulturellem Gebiet. Filme kamen in die Kinos. Ich erinnere mich an meine erste Begegnung mit Fred Astaire, "Frühlingsparade" hieß der Film. Er strahlte so eine Lebensfreude aus, das gab einem sehr viel Kraft und eben auch Hoffnung, dass auf der Welt auch noch was anderes da sein muss. Ich glaube die großen Erfolge die Elvis Presley und die Beatles hatten, kamen auch daher, dass sie einmal anders aussahen als unsere Burschen und Männer.
Sie durften das Haar tragen wie sie wollten, lang und gelockt, sie durften ihren Körper bewegen und die Hüften schwingen, da nahm man Übertreibungen gern hin. Sie waren keine steifen Holzpuppen mehr, die starr vor sich hinstarrend, mit angepressten Armen Haken zusammen schlagend ihre Meldungen machten, so wie das beim Militär eben gemacht werden muss. Man hatte schon sehr lange Jahre nichts anderes gesehen.
Und die Musik! Die neuen Schlager! Vico Torriani sang: "Nach's Regen schient d'Sonne, nach'm Rienker wird g'lacht...", oder: "Hey, baba riba!" Es klang als wollte man uns trösten und wir nahmen den Trost gerne an. Catarina Valente brachte auch eine frohe, unkomplizierte Stimmung mit. Ja, singen mussten unsere Soldaten auch beim Marschieren: " eins, zwei, ein Lied: Oh du schöööner Weeesterwald, drei, vier.." so klang es in todernstem Ton beim Gleichschritt. Das tönte nun nach, wie aus einer Gruft.
Die Russen hatten das "Scala"-Gebäude als elegantes Kino mit Beschlag belegt und veranstalteten Galaaufführungen, zu denen Freikarten an verschiedene Dienststellen, z. B. der Gewerkschaft, ausgegeben wurden. Diese Plätze mussten aber auch bestimmt besetzt sein. "Die steinerne Blume" - einen schönen Farbfilm - habe ich auf diese Weise einmal sehen können, oder "Iwan der Schreckliche". Aus aller Welt kamen nun die Filme zu uns, die großen amerikanischen Filmschauspieler konnten wir das erste Mal sehen. Auch österreichische Produktionen gab es: "Der Engel mit der Posaune", mit Paula Wessely und Oskar Werner. Und der große Film "Der Prozess" nach dem Roman von Franz Kafka erschütterte die Zuseher. Man hatte die Symbolik der Handlung wohl verstanden und glaubte, das müsse nachhaltige Wirkung haben.
Ein Problem war da noch. Es gab zwar viele kleine Kinos, auch in der Vorstadt, an jeder Ecke eins, aber wegen des Strommangels konnten nur wenige spielen. Nur die Häuserblocks, in denen sich alliierte Dienststellen befanden, waren immer mit Strom versorgt. So war mein Handl-Kino in der Mariahilferstraße immer spielbereit, weil im "Stiegl-Bräu" die Franzosen residierten. Der Andrang bei der Kasse war immer sehr groß, denn das Kino war die einzige Möglichkeit, den Abend irgendwie angenehm zu verbringen. Zu Hause war es kalt und finster - kein Fernsehen, keine Art Unterhaltungselektronik. Also auf ins Kino! An Shirley Temple, den amerikanischen Kinderstar erinnere ich mich, die mit dem schwarzen Jazz-Sänger und Trompeter "Satchmo" auftrat. An Walt-Disney-Filme, wie z.B. "Schneewittchen" und an die Micky Mouse...
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