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Beitrag 47 von 192

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PERSÖNLICHE ERINNERUNG:
  • AutorIn: Walter Skotton
  • Geburtsdatum: 22.3.1942
  • Wohnort: Wien
  • Land: Österreich
  • Unterstützt von: Matthias Staudinger

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Walter Skotton

Erinnerungen [02]: Lasset uns beten / 1950 - 1959

Der LASK war unser immerwährender Gegner, ihm schuldeten wir die ewige Feindschaft, darauf hatte uns der Vater verpflichtet und eingeschworen, die unverbrüchliche Feindschaft zum LASK hatte er uns richtiggehend eingeimpft und eingetrichtert.

Jeden zweiten Sonntag pilgerten wir mit ihm, unserem Zeremonienmeister, auf die Gugl, um dort auf die Vernichtung des LASK zu hoffen, um der Vernichtung des LASK beiwohnen zu dürfen. Jeden zweiten Sonntag wurde für uns, diese kleine exzentrische Fangruppe mit meinem Vater als Anführer und Einpeitscher, auf der Gugl die Fußballmesse gelesen, um Rache zu nehmen für die von ihm erlittene und nie vergessene Schmach, der LASK sollte auf dem Altar des grün glitzernden und makellosen Rasens geopfert werden, Erlösung durch Zerstörung, wir erbaten die Erlösung des Vaters durch die Zerstörung des LASK.

So wie andere jeden Sonntag in die Kirchen gingen und gehen mussten, mussten wir auf die Gugl, war für uns der Besuch des Linzer Stadions verpflichtend, der Vater befahl uns den Besuch der LASK-Heimspiele, befahl uns, mit ihm auf die Gugl und in das Stadion zu gehen, um dort für die Hinrichtung und Exekution des LASK zu bitten, für die Auslöschung des LASK zu schreien.

Der LASK sollte auseinandergenommen und vorgeführt werden, in ein Debakel nicht gekannten Ausmaßes schlittern, immer noch höhere Niederlagen erleiden müssen, dafür schrien wir, dafür waren wir im Stadion, dafür zahlten wir Eintrittsgeld, Eintrittsgeld, das ausnahmslos der Heimmannschaft, also dem LASK zugute kam, eine klassische Ironie des Schicksals, ein Eigentor.

Von solchen Kleinigkeiten ließ sich mein Vater und ließen also wir uns nicht weiter ablenken. Der LASK sollte vernichtend geschlagen werden, vernichtet sollte er werden, das war der Stern, dem wir folgten, dieser Stern war der helle. Ein Unentschieden enttäuschte uns und auch eine knappe Niederlage des LASK befriedigte uns in der Regel nicht, wir wollten die absolute Demütigung des LASK, die Spieler sollten lächerlich gemacht werden wie eine Wirtshaustruppe. Wir wollten die Spieler des LASK, vom jeweiligen Gegner schwindlig gespielt, geprügelt und mit hängenden Köpfen vom Spielfeld schleichen sehen wie eine Schülermannschaft aus Lenzing oder Schwanenstadt.

So wurde die Gugl durch die Vorgaben unseres Vaters jeden zweiten Sonntag zur Stätte unseres lautstarken Flehens um die totale Vernichtung des LASK, unserer geschrieenen Anbetung an den Fußballgott, wieder einmal Gerechtigkeit herzustellen und den LASK mit einer ordentlichen Packung abzuwatschen und in die Kabine zu schicken, immer und immer wieder!

In der Einbildung unseres Vaters wurde der Froschberg zu unserem Pilgerberg, auf dem das Linzer Stadion, die Gugl, unsere Kathedrale des Hasses, unser Dom der Rache stand. Es gab aber auch eine andere Wirklichkeit, eine weniger berauschende, die simple Wirklichkeit der praktischen Konsequenzen.

Walter Skotton für WGMSG, 16.11.2005

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