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Beitrag 4 von 192

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PERSÖNLICHE ERINNERUNG:
  • AutorIn: Johann Zauner
  • Geburtsdatum: 4.11.1929
  • Wohnort: Ennsdorf, Niederösterreich
  • Land: Österreich

Schreibende Hand mit Schriftzug DIE DIGITALE BIBLIOTHEK

Johann Zauner

Linzbrücke nichts - Ennsbrücke ist wichtig! (07) / ca. 1945

Alleine in der Kanzlei

Auf der Bezirkshauptmannschaft in Amstetten gab es damals einen Dolmetscher namens Dr. Vorberg, an den man sich wenden konnte, wenn man irgend etwas am Herzen hatte. Dann wurde die russische Kommandantur in Amstetten kontaktiert und es wurden entsprechende Anweisungen gegeben. Ich berichtete daher Dr.Vorberg von meinem Problem, er meinte aber, dass er mir nicht helfen könne und dass ich mit den Russen gut auskommen sollte.

Ich habe einmal versucht, ihnen den Dienst zu verweigern, und zwar deshalb, weil sich gerade sechs Leute in meiner Kanzlei befanden und ich mich dadurch stärker fühlte. Ein Offizier kam herein und verlangte, ich solle ihm eine gefälschte Rechnung schreiben. Die Rechnung habe ich noch geschrieben, dann hat er aber verlangt, dass ich die Unterschrift des Empfängers fälschen sollte. Das verweigerte ich ihm aber genauso wie die Bestätigung mit Stempel, Siegel und Unterschrift, dass der Händler das Geld erhalten und ich das gesehen hätte.

Als ich also sagte, dass ich heute nichts dergleichen machen würde, griff er in die Tasche, zog seinen Revolver, warf ihn lautstark auf den Schreibtisch und begann zu brüllen. Beim zweiten russischen Wort war ich dann auch schon wieder alleine in der Kanzlei. Was sollte ich schon groß tun, ich gab ihm letztendlich seine Bestätigung.

Mit List und Tücke gegen die Besatzung

Oft gelang es mir aber auch, die Russen ein wenig zu überlisten. Einmal sollte zum Beispiel beim Umspannwerk Ernsthofen eine Trafostation nach Oberösterreich hinübergebracht werden. Der Lkw war schon dreimal zur Brücke gefahren und jedes Mal hatten sie ihn abgewiesen. Da kam dann der Fahrer zu mir auf die Gemeinde und fragte mich, ob ich ihm nicht helfen könne, weil er wusste, dass ich mit den Russen ganz gut auskam. Ich sagte zu, und wir fuhren gemeinsam zur Brücke.

Als wir ankamen, standen sie schon dort mit der Maschinenpistole im Anschlag. Ich stieg aus und erklärte dem diensthabenden Unteroffizier, dass der Generator kaputt sei und nach Linz zur Reparatur müsse, und wenn er nicht repariert werde, gebe es auch keinen Strom mehr für die Russen. Daraufhin wurde der Kommandant geholt, man erklärte ihm alles und ließ den Generator schließlich endlich durch.

Nach Wochen - ich dachte schon gar nicht mehr an die ganze Sache - kam der Kommandant dann zu mir und fragte mich nach dem Generator. Ich rief daraufhin gleich in Ernsthofen an und fragte, ob sie nicht irgendwann wieder mit einem Generator herüberkommen würden. Das war leider nicht der Fall, aber wir hatten die glorreiche Idee, ihnen weis zu machen, dass der Generator bei Kronstorf wieder zurückgeliefert worden wäre. Ich sagte ihm dann noch, dass der Strom ja immer noch da sei und somit wieder alle Maschinen in Ernsthofen zurück seien.

Dieser Beitrag ist den Nachkriegserinnerungen von Johann Zauner entnommen, die uns von unserem Kooperationspartner Dietmar Heck zugänglich gemacht wurden.

Johann Zauner war ab 1945 zunächst als Gemeindebediensteter in Ennsdorf tätig, von 1960-1998 war er durchgehend Bürgermeister von Ennsdorf.

Johann Zauner für WGMSG, 26.6.2006

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