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192 persönliche Erinnerungen gefunden

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Beitrag 30 von 192

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PERSÖNLICHE ERINNERUNG:
  • AutorIn: Wolfgang Sommergruber
  • Geburtsdatum: 21.2.1924
  • Titel: Dr.
  • Wohnort: Vöcklabruck, Oberösterreich
  • Land: Österreich

Schreibende Hand mit Schriftzug DIE DIGITALE BIBLIOTHEK

Dr. Wolfgang Sommergruber

Sauerkrautsaft / ca. 1935

Unser Kaufmann war in der Neustadt [in Wels]. Mutter hatte bei ihm ein Buch, in das die Einkäufe während des Monats eingetragen wurden. Am 1. des Monats wurde aufgerechnet und die Monatssumme bezahlt. Die Kaufleute waren damals sehr gute Rechner, den Taschenrechner gab es noch nicht. Sie waren in der Lage, lange Kolonnen in kürzester Zeit zu addieren.

Auch das Einkaufen selbst war ganz anders. Es gab keine vorgepackten Waren. Wenn zum Beispiel ein Kilogramm Mehl verlangt wurde, dann wurde die Mehllade geöffnet, das Mehl in einen Papiersack gefüllt und dieser auf die Waage gestellt. Bei flüssiger Ware, etwa bei Essig, ging es ebenso vor sich. Das Sauerkraut stand in einem offenen Fass und zum Einkaufen nahm man ein Gefäss mit. Es gab nämlich kein chemisch erzeugtes Sauerkraut, sondern nur natürlich erzeugtes. Deshalb gab es auch viel Sauerkrautsaft. Wenn mich Mutter um Sauerkraut schickte, dann trank ich beim Heimgehen immer von dem Saft, musste aber aufpassen, dass es nicht zu viel wurde.

Diese kleinen Sachen wurden nicht bei unserem Kaufmann gekauft, sondern bei einem Gemischtwarenhändler in der Dr. Schauerstraße. Da, wie ich eben beschrieben habe, alle Waren erst eingewogen werden mussten, warteten immer viele Leute auf die Bedienung. Das gehörte eben zum Einkaufen und gab die Möglichkeit zu einem Tratsch. Ein Kaufgeschäft war also auch eine Nachrichtenbörse. Von unserem Kaufmann in der Neustadt erhielt meine Mutter gegen Monatsende eine vorgedruckte Bestellliste. In ihr strich die Mutter mit der Mengenbezeichnung die Waren an, die sie für den monatlichen Großeinkauf haben wollte. Ein Lehrmädchen brachte dann die Waren. Verrechnet wurde gleichzeitig mit der Abrechnung des Einkaufsbuches.

Dr. Wolfgang Sommergruber für WGMSG, 7.8.2005

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