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PERSÖNLICHE ERINNERUNG:
  • AutorIn: Johann Zauner
  • Geburtsdatum: 4.11.1929
  • Wohnort: Ennsdorf, Niederösterreich
  • Land: Österreich

Schreibende Hand mit Schriftzug DIE DIGITALE BIBLIOTHEK

Johann Zauner

Linzbrücke nichts - Ennsbrücke ist wichtig! (01) / 1945

Die letzten Wochen des Krieges.

Den größten Teil der Kriegszeit erlebte ich in Ennsdorf, da ich damals noch in Enns die Hauptschule besuchte. Als wir aber im Jahr 1944 die vierte Klasse abschlossen, wurden wir verpflichtet, im Nibelungenwerk in St. Valentin, in dem Panzer erzeugt wurden und das daher immer wieder Ziel von Bombenangriffen war, Aufräumungsarbeiten durchzuführen.

Nach Durchführung dieser Arbeiten wurde uns mitgeteilt, dass wir nun zwei Möglichkeiten hätten: Entweder wir verpflichteten uns freiwillig zum Volkssturm, wo wir die Handhabung der Panzerfaust lernen würden, oder wir würden verpflichtet, zum Arbeitsdienst einzurücken.

Freiwilligkeit war aber, zumindest bei mir, damals nicht mehr gefragt, sodass ich automatisch zum Reichsarbeitsdienst kam. Aufgrund der Grenznähe wurden wir zunächst nach Linz geschickt, wo man aber nur feststellte, dass wir dem Landkreis Amstetten unterstehen.

Erhängte Soldaten auf der Ennsbrücke

Während der Fahrt nach Linz hatten wir übrigens die Radiomeldung gehört, dass auf der Ennsbrücke zwei Soldaten gehängt worden waren, die zu desertieren versucht hatten. Sie wurden zur Abschreckung einige Tage dort hängen gelassen, dann abgeschnitten und ins Wasser geworfen. Als ich das hörte, beschloss ich, in Ennsdorf aus dem Zug, der uns nach Amstetten weiterfahren sollte, auszusteigen und mir das mit eigenen Augen anzusehen.

Ich fuhr also mit dem Fahrrad von der Haltestelle Ennsdorf zur Ennsbrücke und sah tatsächlich die zwei Leichen dort hängen. Natürlich war ich über dieses Erlebnis entsprechend erschüttert, aber ich musste schon wieder mit dem Zug in Richtung Bad Mitterndorf weiter, wo sich ein großes Arbeitsdienstlager befand.

"Buben, fahrt's heim, der Krieg ist aus!"

Als Hitler dann Selbstmord beging, wurden wir in Bad Mitterndorf sogar noch auf seinen Nachfolger, Admiral Dönitz, vereidigt, wir mussten marschieren und sangen immer noch:"... heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt!" Nach einigen Tagen war es dann soweit, man hörte Kanonendonner und es hieß, dass die Engländer anrückten. Eines Tages erwachten wir in der Früh, und die Führung, der Unterfeldmeister, sowie der Oberfeldmeister waren verschwunden. Der Gärtner hat uns dann erklärt: "Buben, fahrt's heim, der Krieg ist aus!"

Dieser Beitrag ist den Nachkriegserinnerungen von Johann Zauner entnommen, die uns von unserem Kooperationspartner Dietmar Heck zugänglich gemacht wurden.

Johann Zauner war ab 1945 zunächst als Gemeindebediensteter in Ennsdorf tätig, von 1960-1998 war er durchgehend Bürgermeister von Ennsdorf.

Johann Zauner für WGMSG, 26.6.2006

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