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192 persönliche Erinnerungen gefunden

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PERSÖNLICHE ERINNERUNG:
  • AutorIn: Walter Skotton
  • Geburtsdatum: 22.3.1942
  • Wohnort: Neubau, Wien
  • Land: Österreich
  • Unterstützt von: Matthias Staudinger

Schreibende Hand mit Schriftzug DIE DIGITALE BIBLIOTHEK

Walter Skotton

Erinnerungen [01]: Die Abweisung / ca. 1925

Mein Vater wurde 1912 in Wien geboren. Seine Familiengeschichte und Biografie ist uns drei Söhnen nur bruchstückhaft bekannt. Ich habe den Verdacht, daß da relativ viel verschwiegen und geschönt wurde, hauptsächlich aber verschwiegen.

Im Alter von ungefähr vier Jahren wurde mein Vater unter für uns heute nicht mehr nachvollziehbaren Umständen zum Vollwaisen und ist danach bei einer Ziehtante in Linz in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Auf Fragen hin, was mit den Großeltern geschehen sei, bekamen wir zu Hause immer ausweichende Antworten. Der Großvater könnte im ersten Weltkrieg gefallen sein, aber seine Frau? Ich weiß es nicht, es gab aber ein Gerücht innerhalb der Familie, daß beide an Tuberkulose verstorben sind.

Der sehnlichste Wunsch meines Vaters war es, Fußballer zu werden. Da er in Linz aufgewachsen war, war es naheliegend, daß er zum LASK wollte, dem im Jahr 1908 gegründeten Linzer Athletiker Sport Klub, dem Linzer Fußballverein, der heute ein Fußball-Traditionsverein ist, bei der Geburt meines Vaters aber gerade einmal vier Jahre existierte.

Bei einer Untersuchung durch die Ärzte des Klubs, wie uns mein Vater immer wieder erzählte, wurde ihm Mitte der 20er Jahre angeblich ein Herzfehler attestiert, der das jähe Ende seiner Fußball-Träume und eine radikale Neuorientierung seiner emotionalen Beziehung zum LASK bedeutete. Der bis zu diesem Zeitpunkt so innig geliebte Linzer Athletiker Sport Klub wurde durch diese Enttäuschung förmlich über Nacht zum Ziel seines Zorns und Hasses, der bis zu seinem Lebensende andauerte.

Mit dieser Abweisung war das Spiel eröffnet, das lebenslange Spiel meines Vaters gegen den LASK. Dabei war ihm natürlich jede Verstärkung recht. So mussten wir Kinder bei den Fußball-Heimspielen des LASK, die wir später mit unserem Vater regelmäßig, ja mit der größtmöglichen Konsequenz besuchten, immer die gegnerische Mannschaft unterstützen. Wir wuchsen in Gegnerschaft zum LASK auf, waren immer nur GEGEN den LASK, nie für den LASK.

FÜR EINE MANNSCHAFT waren wir nur, wenn diese gegen den LASK spielte. Wir durften also, obwohl wir in Linz wohnten, nicht zum LASK, dem Fußballklub der Linzer, helfen, wir waren, weil es der Vater so befohlen hat, immer auf der Seite der Auswärts-Klubs, die in unserem Stadion, dem Linzer Stadion, gegen die Linzer, also den LASK, antreten mussten.

Walter Skotton für WGMSG, 6.12.2005

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