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PERSÖNLICHE ERINNERUNG:
  • AutorIn: Franz Dungl
  • Geburtsdatum: 4.7.1924
  • Wohnort: 1190 Wien, Börnerg.15/5/2, Wien
  • E-Mail an Autor

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Franz Dungl

Versuchter Sturm auf den Glockner / Sommer 1950

Bild zur persönlichen Erinnerung
Mautkarte für die Großglockner Hochalpenstraße: Die Mautkarte hat nur mit Markierung und in der Hand des Fahrgastes durch 14 Tage Gültigkeit!

Ab 15. August 1950 verbrachten ich und meine Frau vorerst einen Urlaub auf der Rax und anschließend, ab 18. August, in Salzburg. Von Uttendorf fuhren wir mit dem Bus bis Enzingerboden und gingen dann zu Fuß durch das Stubachtal zur damaligen Rudolfshütte am Weißsee. Nun wollten wir zur Oberen Ödwinkelscharte in 3.233 m Höhe. Unterwegs lernten wir ein bayrisches Ärzteehepaar, Dr. Fritz und Dr. Isolde Bogenberger vom Krankenhaus Traunstein, kennen. Sie meinten, wir sollten gleich gemeinsam miteinander gehen, da wir scheinbar das gleiche Ziel hätten. So war es auch. Eine Schwester, meine Frau, wenn auch Säuglingsschwester, und zwei Ärzte! Ich schien abgesichert zu sein!

Die bessere Ausrüstung hatten die Bayern. Wir hatten alte "Goiserer" an, also Bergschuhe mit Schernken aus Bad Goisern in Oberösterreich. Und die, die auch nicht mehr wissen, was Schernken sind: "Breite starke Randnägel - also Flügelnägel - am Bergschuh". (Anmerkung des Autors). Unsere Begleiter hatten Bergschuhe mit der neuen "Vibramsohlen" (Vorgänger der heutigen Profilsohlen) und außerdem noch einen Pickel und ein Seil. Dann kam der Entschluss, den Johannisberg (3460 m) so "nebenbei zu nehmen". Bergauf ging es ganz gut, obwohl links eine steile Eiswand und rechts eine Wand aus Fels und Geröll "abstürzte". Der Ausblick zum "Glockner" und den anderen Bergen ringsumher war überwältigend. Auch der Wind pfiff uns um die Ohren. Nun kam aber der Abstieg.

Kein Problem, sagte Fritz. Wenn nötig ein Stück rutschen, wir stehen ohnehin zur Sicherung unterhalb. Die beiden Ärzte waren bereits vorausgegangen, da kam ich als erster. Meine Frau wollte lieber auf allen Vieren absteigen. Gut unten angekommen, ermunterten wir nun zu dritt: "Komm doch, wage den Schritt!" Der Schritt begann mit einem sich beschleunigenden Abrutschen! Fritz erkannte die gefährliche Situation und warf sich, den Pickel in Händen, auf sie. Gleichzeitig schlug er den Pickel ins Eis, wodurch beide zu stehen kamen. Etwas schlottrig gingen wir weiter. Fritz hatte meine Frau ans Seil genommen und ging vorsichtig, immer ein bis zwei Schritte, weiter. An einer heiklen Stelle schlug er Stufen ins Eis und einmal daneben in sein Knie. Meine Frau hatte starke Schmerzen im rechten Knöchel und Fritz nun im rechten Knie.

Nun ging es langsam weiter zurück zur Ödwinkelscharte, wo wir den Knöchel faschten und das Knie von Fitz verbanden. Nun ging ich, der beim Aufstieg zur Ödwinkelscharte schon "mit der Luft zu kämpfen hatte", mit zwei Rucksäcken, einen hinten, einen vorne, voraus. Die Dreiergruppe folgte mir in einem immer größer werdenden Abstand. Wir mussten ja bis Sonnenuntergang, es war am späten Nachmittag, die "Oberwalder Hütte" erreichen.... Plötzlich gab die Eisdecke nach und ich stürzte in eine kleine Gletscherspalte, wurde jedoch durch die beiden Rucksäcke von einem weiteren Absturz abgehalten. An den Rändern der Spalte abstützend kam ich wieder hoch. Inzwischen war der Abstand zur Dreiergruppe schon so weit geworden, dass sie von all dem nichts mitbekamen......

Über den Obersten Pasterzenboden war ich erschöpft in der Oberwalder-Hütte angelangt, wo ich von unserem Missgeschick berichtete. Die jetzt in der Hütte eintrafen, sahen alle abgekämpft und erschöpft aus. Schließlich trafen auch die drei, die ich schon sehnsüchtig erwartete in der Hütte ein. Wann sich das Ärzteehepaar von uns verabschiedete, weiß ich heute nicht mehr genau. Wir wollten uns ursprünglich Steigeisen beschaffen und mit einem Bergführer den "Glockner" besteigen. Durch diesen Unfall mussten wir aber davon Abstand nehmen. Ein sich auf der Hütte aufhaltender Professor aus Innsbruck meinte, es könnte sich bei dem Fuß um eine Zerrung oder Prellung handeln da meine Frau eine so weite Strecke noch zu Fuß gegangen sei. Wir mieteten ein Zimmer und warteten noch fast eine Woche auf eine Besserung.

Sehnsüchtig sahen wir zu dem im Sonnenschein erstrahlenden höchsten Berg Österreichs. Wir sagten an jedem Morgen, der Berg hätte wieder sein "Häuberl" auf. Es war eine kleine Wolke, die sich an der Bergspitze festhielt. Von der Oberwalder Hütte mussten wir, nachdem es nicht besser geworden war, zur Franz-Josefs-Höhe gehen. Unterwegs kamen uns einige Italiener entgegen, die "Halbschuhe" anhatten! Einige fragten, ob wir einen Fußbalsam benötigen würden. Doch schließlich erreichten wir die Franz-Josefs-Höhe und bestiegen dort den Bus, der über Heiligenblut nach Lienz fuhr. Statt ins dortige Krankenhaus fuhren wir aber direkt nach Wien - ins AKH. Dort stellte man einen "klassischen Knöchelbruch" fest.

Franz Dungl für WGMSG, 29.11.2005

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