27.4.1895
Am 24. d. rüstete man sich im Hause der Witwe Frau Holländer in Debreczin zur Hochzeit der Tochter des Hauses. Die Festgäste waren bereits versammelt, man wartete bloß auf den Bräutigam, um zur Trauung zu fahren. Der im Tempel wartende Oberrabbiner Wilhelm Krauß war über die lange Verzögerung schon ungeduldig geworden, da meldete man ihm, daß der Bräutigam, der Buchhalter Adolf Link, nicht kommen wolle, weil die Mitgift der Braut nicht vorhanden sei.
Der würdige Rabbi ließ sich sofort zu dem Bräutigam geleiten und versuchte, diesen zu bewegen, keinen Affront hervorzurufen, fand jedoch taube Ohren. Die Trauung mußte daher unterbleiben. Am Tage darauf fand jedoch, wie die dortigen Lokalblätter melden, in einem Hotel eine Zusammenkunft des Brautpaares statt, und als es der Braut auch jetzt nicht gelingen wollte, den Bräutigam umzustimmen, zog sie ein Fläschchen mit Morphium hervor und trank den Inhalt bis zur Neige aus.
Der bestürzte junge Mann schlug Lärm und dem sofort herbeigerufenen Arzt Dr. Peter Burger gelang es, die Bewußtlose zu sich zu bringen und die Lebensgefahr zu beseitigen.
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