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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Das Kleine Frauenblatt

15.8.1937

Historisches Logo der Zeitung »Das Kleine Frauenblatt«

Frauenberufsarbeit und Arbeitslosigkeit

Immer und immer wieder taucht die Behauptung auf, daß die berufstätigen Frauen heute durch ihre Arbeit Männern die Posten wegnehmen und sie so an der Familiengründung hindern. Ihnen wird auch ein Großteil der Schuld an der herrschenden Arbeitslosigkeit gegeben. Nur wenigen dieser sehr oberflächlich Urteilenden dürfte aber bekannt sein, daß vor dem Krieg in Österreich prozentual mehr Frauen beruflich arbeiteten als heute. Und damals war doch wirklich keine Arbeitslosigkeit! Seit dem Weltkrieg hat sich die Zahl der berufstätigen Frauen in unserem Lande um fast 6 Prozent gesenkt.

Für die Frau in unserem Vaterland ist die Berufsarbeit zum bitteren Muß geworden. 600.000 Frauen finden keinen Mann! Wir sind das Land mit dem größten Frauenüberschuß in Europa! In Österreich leben um 263.000 Frauen mehr als Männer, davon sind 205.480 im berufsfähigen (und leider auch im heiratsfähigen) Alter. Schätzungsweise 300.000 Männer sind Junggesellen und wollen es auch bleiben. So kommen wir zu der vorher erwähnten Zahl von 600.000, die gezwungen sind zu arbeiten, um nicht zu verhungern.

Davon sind der größte Teil Heimarbeiterinnen, Modistinnen, Schneiderinnen, Hausgehilfinnen und Fabrikarbeiterinnen. Von allen diesen Kategorien, mit Ausnahme der Fabrikarbeiterin, kann man mit vollem Recht behaupten, daß sie in so spezifisch weiblichen Berufen tätig sind, daß sie sicher dadurch keinen Mann verdrängen.

In der Fabrikarbeit liegt der Fall anders. Da es bis jetzt noch nicht gelungen ist, der Frau den gleichen Lohn wie dem Mann zu erstreiten, so greift der Unternehmer zwangsläufig zu der gleichwertig billigeren Arbeitskraft. Mit einer Gleichstellung der Frau in der Lohnfrage würden sich diese Erscheinungen, die einfach eine Lohndrückerei darstellen und ungesund und unnatürlich sind, von selbst beheben.

Die Gleichwertung der Frau in der Arbeitsleistung, die von manchen Männern immer wieder bestritten wird, ergibt sich schon aus der Tatsache, daß Frauen lieber eingestellt werden. Wären sie schlechter als die Männer, würde der Unternehmer trotz höheren Lohnsätzen zu den Männern greifen, da dies noch immer rationeller wäre.

Immer und immer wieder haben sich die Gewerkschaften bemüht, den Frauen die gleichen Löhne zu erkämpfen, die die Männer schon seit langer Zeit haben. Dies geschah hauptsächlich aus dem Grund, um ein zu starkes Überhandnehmen der weiblichen Fabrikarbeit zu verhindern.

Das Frauenreferat der Vaterländischen Front befaßte sich gerade in letzter Zeit mit den Problemen der weiblichen Berufsarbeit. In einem Vortrag "Berufsnot der weiblichen Jugend" stellte Frau Dr. Motzko auch weiter fest, daß nach den "Mitteilungen aus Statistik und Verwaltung der Gemeinde Wien" Professor Dr. Walter Schiff die Feststellung macht, daß sogar in spezifisch weiblichen Berufen unter den Selbstständigen die Männer dominieren. Die Lage der weiblichen Jugend ist heute trostlos. Keine Eheaussicht, keine Arbeit oder wenn, eine so untergeordnete und schlecht bezahlte, daß sie die Frau nicht einmal zu ernähren vermag. Kaum eine Aussicht für die begabteste Frau, weiter zu kommen und eine ihrer Bildung und ihren Fähigkeiten entsprechende Position jemals zu erhalten. Und das ist das Zeitalter der Frauenemanzipation!

Historischer Zeitungsartikel: Das Kleine Frauenblatt, 15.8.1937

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