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Im verwichenen Sommer ist dem Direktor der anthropologisch-ethnographischen Sammlung des Naturhistorischen Staatsmuseums in Wien, Dr. Josef Bayer, gelungen, im Bereiche des im südlichsten Teile Oberösterreichs gelegenen Totengebirges Spuren des diluvialen Menschen, und zwar des Neandertalers in Form von Steinwerkzeugen nachzuweisen. Sie haben die charakteristische Bearbeitungsweise des Altpaläolithikums. Der Fund ist von großer Bedeutung. Das interessanteste Moment bietet die Fundgegend dadurch, daß sie zirka 1100 Meter hoch mitten im ehemaligen Bereisungsgebiete liegt.

Es ist heute einwandfrei festgestellt, daß der Neandertaler vor der jüngeren der beiden von Bayer angenommenen diluvialen Eiszeiten gelebt hat. Wenn sich nun seine Steinwerkzeuge im Bereisungsgebiete der letzteren finden, bleibt die Erklärung, daß die Steingeräte auf dem Lagerplatze vom Eise erfaßt und umlagert worden sind. Diesen Eindruck machte auch die Lage der in Moränenmaterial gebetteten Stücke. Aus der Fundgegend läßt sich weiter ein Schluß über die Anwesenheit des Neandertalers im Toten Gebirge ziehen, denn er kann so hoch in den Alpen nur unter einem günstigen Klima gelebt haben. Der Fund dürfte also in das noch warme zwischenzeitliche, sogenannte Acheuten zurückreichen, aus welcher Periode Österreich noch keine menschliche Spuren besitzt.

Ein weiteres interessantes Moment liegt im Charakter des Fundes als Freilandfund, denn bisher kennt man so weit zurückreichende Menschenspuren nur aus Höhlen. Direktor Bayer beabsichtigt, die Durchforschung des Gebietes fortzusetzen, vorausgesetzt, daß die Geldarmut der wissenschaftlichen Forschungsinstitute bis dahin behoben ist. Die wissenschaftliche Veröffentlichung des Fundes wird in einem der nächsten Hefte der neugegründeten Zeitschrift "Die Eiszeit" (Verlag H. Hiersemann-Leipzig) erscheinen.