17.3.1936
Als die amerikanische Oeffentlichkeit erfuhr, daß Wilhelm Furtwängler, der deutsche Dirigent, in New York einige philharmonische Konzerte dirigieren solle, entstand ganz spontan eine Propaganda gegen Furtwänglers Auftreten. Diese Propaganda wendete sich zu allererst gegen die Betätigung eines Deutschen aus dem Dritten Reich, in zweiter Linie gegen die Person Furtwängler.
Der berühmte Dirigent war wahrscheinlich überrascht darüber, daß die Aversion gegen Hitler-Deutschland den Respekt vor seiner Künstlerschaft verdrängt habe. Und er zog die Konsequenz daraus, indem er seine Mitwirkung absagte. "Politische Kontroversen", teilte er dem philharmonischen Orchester New Yorks in einem Telegramm mit, "sind mir unangenehm. Ich bin kein Politiker, sondern Exponent der deutschen Musik, die ein Erbteil der Menschheit ist, fern aller Politik.
Ich empfehle, meine Konzertreise im Interesse der Sache der Musik auf eine Zeit zu verschieben, da das Publikum erkennt, daß Musik und Politik verschiedene Dinge sind."
Auch er selbst, Furtwängler, erkannte einmal - es war in den ersten Monaten des nationalsozialistischen Regimes - daß Musik und Politik verschiedene Dinge sind, und beantwortete die Zumutung, sich in künstlerischen Dingen von den Nazipolitikern dreinreden zu lassen, mit seiner Demission. Aber diese Charakterstärke dauerte nicht lange.
Furtwängler kroch zu Hakenkreuze und anerkannte damit die Vereinbarkeit der Musik und Politik. Allerdings nur für Deutschland. In Amerika soll es anders sein, wünscht Herr Furtwängler. Es geht dort aber nicht nach seinem Wunsch. Darum sagt er ab. Wir glauben jedoch, daß die Amerikaner nicht früher anderes Sinnes sein werden, bevor nicht auch in Deutschland eine Scheidung von Kunst und Politik eingetreten ist.
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