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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Oesterreichische Forst- und Jagdzeitung

30.4.1926

Historisches Logo der Zeitung »Oesterreichische Forst- und Jagdzeitung«

Unfug des Gehölzschnittes.

Im Jännerheft der "Illustrierten Flora" schreibt der Gartenarchitekt A. Berger über den Unfug des Gehölzschnittes wie folgt:

"In der Vorstellung des Laien ist die Tätigkeit des Gärtners unlöslich damit verknüpft, daß er alljährlich sämtliche Gehölze 'schneidet'. Dieses Beschneiden ist zum Teil, wie beim Formobst, unbedingt notwendig, zum Teil beruht es auf einer gedankenlosen, üblen Gewohnheit. Ist es notwendig, daß unsere Ziergehölze alljährlich derart beschnitten werden, besser gesagt, verstümmelt werden, daß sie wie Besen aussehen und nicht blühen?

Kein Mensch vermag für eine solche Maßnahme stichhältige Gründe anzugeben. Und müssen denn alle paar Jahre unsere Alleebäume und auch sonstige Zierbaumarten greulich verschandelt werden? Sie würden sonst zu groß, nehmen Licht und Raum weg, heißt es. Ja, warum hat man denn das nicht vor der Anpflanzung bedacht und kleiner bleibende Arten gewählt? Bei den Sträuchern ist es ebenso. Der Schnitt muß sich in allen solchen Fällen auf das Entfernen abgestorbener Holzteile und gelegentlich auf ein Auslichten unter peinlicher Beobachtung des natürlichen Wuchses beschränken.

Alles andere, auch das vorzeitige 'Verjüngen', ist Verbrechen am Werke der Natur. Nur Pflanzungen, die bestimmte geometrische Formen annehmen sollen, wie Heckenwände, Kugelpflanzen u. a., müssen unter ständigem Formschnitt gehalten werden. Doch muß auch hier schon die richtige Auswahl unter den eigentlichen Heckenpflanzen getroffen werden. Ein Durcheinander verschiedener Straucharten einem solchen Schnitt zu unterwerfen, ist Unsinn.

Man will da den Teufel durch Beelzebub austreiben, die falsch gewählten Arten durch den ebenso falschen Schnitt 'verbessern'. Viel mehr Gehölzkenntnis und Ueberlegung ist zumindest für den Landschaftsgärtner nötig. Sie fehlt, und das verursacht die Sünden auf diesem Gebiete, die überall das Auge beleidigen und jeden Naturfreund peinlichst berühren müssen. An diesen Zuständen liegt es zum Teil, daß der Gärtnerberuf so niedrig eingeschätzt wird!

Welche Fülle von Gartenschönheit blühender Strauchmassen und ernster Baumschönheit wird solcherart alljährlich vernichtet! Der Gärtner aber ist berufen, die Pflanzenschönheit den Menschen erst recht vor Augen zu führen!"

Die Zeitschrift "Der Bienen-Vater", welche diesen Aufsatz reproduziert, bemerkt hiezu: "Diese Zeilen können unseren Imkern bei der Trachtverbesserung großen Nutzen bringen, weil wir die vielen Gärtner, die heute oftmals unsere Alleen schänden, mit den Worten eines eigenen Fachmannes schlagen können. Es wird gut sein, wenn sich die Imker die Lehren aus diesem Urteile merken, und Gärtnern, die ganz grausam Bäume und Gehölze verschneiden, ins Gedächtnis rufen."

S. S.

Historischer Zeitungsartikel: Oesterreichische Forst- und Jagdzeitung, 30.4.1926

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