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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Pester Lloyd

18.11.1909

Historisches Logo der Zeitung »Pester Lloyd«

Gräfin Ladislaus Károlyi über die Dienstbotenfrage.

Im Landesverband der katholischen Hausfrauen hielt heute die Präsidentin des Vereins Gräfin Ladislaus Károlyi einen Vortrag über die Dienstbotenfrage. Das Problem, welches alle Schichten der Gesellschaft interessiert, wurde nun auch aus einem aristokratischen Gesichtswinkel beleuchtet. Die Gräfin breitete sich über das schlechte Einvernehmen zwischen Dienstboten und Dienstgebern aus, über die Klagen der einen und die Unzufriedenheit der anderen, über die schlechten Arbeits- und Lohnverhältnisse, über die stets wachsenden sozialen Anforderungen, und wälzte alle Schuld auf die veränderten politischen und kulturellen Verhältnisse.

Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft stand eine ganze Volksschichte plötzlich ohne Stütze und Beschirmung von seiten ihres Brotherrn da und wußte ihre Freiheit nicht zum allgemeinen Wohle zu gebrauchen. Zu alldem kam noch der kulturelle Fortschritt, der die Post, den Telegraphendienst, Dampfschiffe und Eisenbahnen auch der ärmeren Klasse zugänglich machte, so daß ihr Blick sich weitete, ihr Hang zur Scholle gelockert wurde und sich in ihr eine merkwürdige Neugier nach der Ferne, nach dem Fremden regte.

Mit dem Gefühl der vollkommenen Unabhängigkeit schwand auch der bedingungslose Respekt gegen den Brotgeber, und jetzt sei eben die christliche Caritas berufen, neue ethische Werte zu schaffen, die zwischen den beiden sich gegenüberstehenden Parteien als Brücke dienen können. Dem Vortrag, der mit lebhafter Akklamation aufgenommen wurde, ging eine Erörterung des Kassaer Bischofs August Fischer-Colbrie über den Krebsschaden des Alkoholismus voran. Der Bischof setzte dem Problem interessante neue Streiflichter auf, und nachdem er einige Beispiele aus seiner Diözese vorbrachte und alle Mittel zur Bekämpfung dieses Lasters auf religiöser Basis in Erwägung zog, erzählte er in ethischer Anzüglichkeit den Inhalt des Romans "Der Antichrist" von Selma Lagerlöf.

Hierauf sang Frau Julia Kertez-Báthory mit einem Mut, dem man die Dilettantin nicht anmerkte, eine Arie aus "Carmen" und das "Vogellied" von Hubay. Frau Edith Farkas sprach noch über die Arbeit der Frau auf dem Gebiete der Erziehung und der Soziologie, worauf im Nebensaale die von der unter dem Protektorate der Gräfin Sarolta Zichy stehenden Kolonie für Hausindustrie in Sziffer, Komitat Pozsony, verfertigten Handarbeiten, die einzelne sehr schöne Stücke darstellen, besichtigt wurden.

Historischer Zeitungsartikel: Pester Lloyd, 18.11.1909

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