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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Oesterreichische Forst- und Jagdzeitung

22.1.1926

Historisches Logo der Zeitung »Oesterreichische Forst- und Jagdzeitung«

Aus der Werkstatt der Fischdiebe.

In Gegenden, in welchen die ausgezeichnete Einrichtung besteht, daß nicht nur dem Fischereibesitzer oder -pächter und seinen Aufsichtsorganen, sondern auch den Inhabern einer Angellizenz ein gewisses, wenn auch beschränktes Kontrollrecht zusteht, ist es Pflicht jedes Anglers, auf seine unlauteren Konkurrenten ein wachsames Auge zu haben.

Das ist freilich nicht immer leicht, denn die Frevler verstehen es in der Regel ausgezeichnet, ihr Handwerk im Verborgenen zu betreiben. Ich meine natürlich die professionellen Diebe, die bekanntlich die gefährlichsten sind. Eine besondere Beachtung verdienen alle jene Oertlichkeiten, an welchen Steinbrucharbeiter und dergleichen regelmäßig beschäftigt sind. Ihr Werkzeug ist das Dynamit, das öfter angewandt, den besten Fischbestand ruinieren kann.

Die Praxis dieser Lumpenhunde ist folgende: Eine normale Dynamitpatrone wird in vier Teile geteilt und ein Stück davon mit Kapsel und Zündschnur zwischen zwei große Steine gebunden und an einer tiefen Stelle versenkt. Die Wirkung ist eine fürchterliche - alle Fische des nächsten Umkreises kommen an die Oberfläche und werden von den Dieben leicht an Land geholt.

Die Gefahr der Entdeckung ist umso geringer, als der Sprengschuß im Wasser in einer Entfernung von 50 bis 60 Schritten schon nicht mehr hörbar ist und die Trübung sich bald verläuft. Von nicht ganz so furchtbarer Wirkung, der leichten Erhältlichkeit des Bedarfes halber aber eher noch gefährlicher, ist folgende Methode: Sie nehmen eine starkwandige Glasflasche, füllen sie bis zu einem Drittel mit ungelöschtem Kalk und versenken diese, mit einem durchlöcherten Kork verschlossen und einem Stein beschwert, in einen Tümpel, Mühlschuß u. dgl.

Die Sprengwirkung ist der des Dynamites gleich, wenn auch von geringerer Kraft. Das verwerfliche Stechen der aufsteigenden Laichfische, sowie mit Lichteffekten, bedarf keiner weiteren Erörterung, auch die übrigen mechanischen Hilfsmittel will ich hier übergehen, denn sie sind im Vergleiche zu den folgenden verhältnismäßig harmlos.

Ein gefährliches und dabei leider nur zu leicht erreichbares Mittel ist der Samen der Königskerze. Er enthält ein Produkt von so betäubender Wirkung, daß, einige Händevoll in einen Tümpel gebracht, die Fische selbst aus beträchtlicher Tiefe an die Oberfläche kommen. Als geradezu verbrecherisch aber möchte ich die Verwendung der sogenannten Kockelskörner bezeichnen, wie sich z. B. von den Ruthenen unter dem Namen "Maßlok" gehandhabt werden.

Die Kockelskörner, welche in den Karpathen und anderen Grenzgebieten derzeit in Massen von den polnischen Juden eingeschmuggelt werden, sind die Samenkapsel jener exotischen Pflanze, aus welcher das bekannte Nervengift und Anästhetikum Kokain erzeugt wird. Nun ist das letztere allerdings ein Alkaloid, das erst durch einen chemischen Vorgang freigemacht werden muß, aber auch in unverarbeitetem Zustande genossen, machen sich bei Mensch und Tier gesundheitsschädliche Folgen bemerkbar.

Beweis dafür ist wohl die katastrophale Wirkung auf die Fische. Daß der Genuß auf diese Art erbeuteter Fische auf die Gesundheit schädlich einwirkt, ist einleuchtend und auch wissenschaftlich erwiesen. Die Anwendung ist folgende: Die Kockelskörner werden fein zerstoßen und mit gehackter Leber vermischt, spät abends an einer ruhigen Stelle des Wassers ausgelegt. Etwa 1 km abwärts sperren die Diebe an einer seichten Stelle das Wasser ab und ernten in den ersten Morgenstunden reiche Beute.

Die Unschädlichmachung eines einzigen solchen Frevlers ist wertvoller, als wenn man tausend unberechtigten Anglern das Handwerk legt.

Uhlenflucht.

Historischer Zeitungsartikel: Oesterreichische Forst- und Jagdzeitung, 22.1.1926

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