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Die Erhöhung der Straßenbahntarife in Wien berührt zwar die Landarbeiter nicht unmittelbar, jedoch machen sie sich ihre eigenen Gedanken darüber. Die Tarifverteuerung soll nämlich nicht weniger als 181 Millionen Schilling einbringen. Der Milchverbrauch der Stadt Wien betrug im vergangenen Jahr 256 Millionen Liter. Die Mehrbelastung der Wiener Bevölkerung durch die Preiserhöhung der städtischen Verkehrsbetriebe ist also genau die gleiche, als ob die Milch um 71 Groschen teurer geworden wäre. Allein eine Erhöhung des Erzeugerpreises für Milch um nur 10 Groschen würde aber schon eine Erhöhung der Landarbeiterlöhne in ganz Österreich um 100 S ermöglichen.

Wenn daher Gehaltserhöhungen bei den Wiener Verkehrsbetreiben als Begründung für die Tarifsteigerung angeführt werden, kann man es den Landarbeitern nicht verübeln, wenn sie sich fragen, mit welchem Recht eigentlich von den in der Landwirtschaft tätigen ein niedrigerer Lebensstandard zwecks Niedrighaltung des Milchpreises gefordert wird. Auch die Begründung, daß 14.500 Bediensteten 15.000 Pensionisten bei den Wiener Verkehrsbetrieben gegenüberstehen und daher die Verteuerung der Tarife unvermeidlich sei, berührt die Landarbeiter angesichts der Tatsache seltsam, daß ihnen gerade in diesen Tagen sogar die bescheidene Mindestrente von 411 S, die ihnen das bisherige Sozialversicherungsgesetz gewährte, durch das AGBG. gestrichen werden soll. Hier werden offensichtlich Opfer und Lasten zu einseitig verteilt und das Ausmaß dessen, was man den Landarbeitern zumutet, übersteigt allmählich das Erträgliche!