21.7.1936
Gibt es einen verächtlicheren Ausdruck als - Schmattes = Sammler, Lumpensammler? Von Ort zu Ort ziehen sie, die Vertreter dieses widrigen Gewerbes, sie - die Juden, die Privilegierten des Standes. In alten Fetzen herumwühlen, sozusagen in den Kadavern von Hosen, Strümpfen, Westen, das schien der Welt, vornehmlich dem sogenannten germanischen Menschenschlag oder den Deutschariern (wie sie sich jetzt nennen) als niedrigste Beschäftigung.
Aber wie so vieles im Reiche des Streicherschen Ariertums, hat sich auch die Einstellung zum Lumpensammlerberuf geändert. Er ist nicht mehr niedrig, sondern wichtig für die Volkswirtschaft. Der "Angriff", das radikalste Organ des deutschen Hakenkreuzlertums, erklärt in einem Artikel, daß dieses Gewerbe einen Jahresumsatz von 1 Milliarde Reichsmark betrage, daher entjudet werden müßte. Der Nationalsozialismus, der soviel zur Herausarbeitung des germanischen Ideals im Berufsleben beigetragen habe, hätte auch in der "Schmattes"-Branche Ordnung geschaffen und alle 16.000 Lumpensammler in einer Organisation vereinigt.
Dadurch gewinne das arische Element "entsprechend der Bedeutung der Aufgabe" mehr Geltung. "Es gibt", schreibt der "Angriff", "jetzt an jedem Ort einen arischen Lumpensammler." Gott sei Dank! Von nun ab werden also auch Arier durch die Dörfer ziehen und "Handleh! Handleh!" rufen. Das jüdische Schmattesprivileg ist gebrochen.
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