10.5.1936
Eine Leserin des "Neuen Wiener Journals" bittet uns, dieses Thema, das bestimmt einen großen Teil des weiblichen Leserkreises interessieren dürfte, zur Diskussion zu stellen und ihre Meinung darüber zu veröffentlichen. Die Dame schreibt unter anderem:
Es ist selbstverständlich eine strenge Unterscheidung zwischen zwei Kategorien von Männer zu machen, solchen, die in Berufen stehen, die im allgemeinen von Frauen ausgeübt werden und rein häuslichen Charakter tragen (man denke nur an Köche, Fensterputzer, Wäscher usw.) und den Ehemännern - und um diese handelt es sich hier -, deren Berufsleben sich im Bureau und in der Anzahl verschiedener Arbeitsstätten abspielt.
Gerade diese entwickeln oft zum Verdruß der Hausfrau einen unbezähmbaren Ehrgeiz, sich in der eigenen Wirtschaft aktiv zu betätigen. Von der schlechten Gewohnheit des "Heferlguckens" abgesehen, macht es manchen Männern oftmals ein geradezu kindliches Vergnügen, das Fleisch oder die Kartoffeln selbst einzukaufen, Staub zu wischen, einer Flüssigkeit, die versehentlich verschüttet wurde, mit dem Wischtuch beizukommen, und dies sogar in Haushalten, die obendrein noch über eine Hausgehilfin verfügen. Gewiß, es gibt Frauen, die manchmal durch Krankheit verhindert sind, ihre wirtschaftlichen Pflichten zu erfüllen; in solchen Fällen zeigt es nur von besonderer Rücksichtnahme und Liebe, wenn der Gatte da und dort einmal helfend zupackt. Aber zur Selbstverständlichkeit darf eine solche Tätigkeit nicht werden.
Leider gibt es so manche Hausfrau, die stark, gesund - aber faul, diese Schwäche ihres Ehemannes in unverantwortlicher Weise ausnutzt. Noch vor Beginn seiner anstrengenden Tagesarbeit "darf" ihr der Gatte den Kaffee ans Bett bringen und womöglich selbst seine Schuhe putzen. Nun möchte ich gern die Meinung anderer Hausfrauen zu diesem Thema hören.
H. E.WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE.
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