14.8.1921
Gestern vormittags erschien, wie das "Tagblatt" berichtet, eine Abordnung der Arbeiterschaft des oberösterreichischen Kohlenreviers bei der Landesregierung, um gegen die unzureichende Milchversorgung und die Belieferung mit schlechtem Brot und Mehl Einspruch zu erheben. Die Abordnung, die vom Landeshauptmannstellvertreter Dr. Schlegel empfangen wurde, überreichte eine Entschließung, in der die gesamte Arbeiterschaft des Kohlenreviers nach Darlegung der sich immer verschlechternden Ernährungslage und ihrer Ursachen ein strenges Ausfuhrverbot für Rauhfutter und Nutzvieh fordert, weiter verlangt, daß die behördlich bestellten Organe veranlaßt werden, die Milchproduzenten zur Lieferung der vollen Milchmenge zu verhalten, und daß Brot und Kochmehl in solcher Beschaffenheit ausgegeben werden, wie es vor kurzem von der Landesregierung versprochen worden sei.
Auch verwahrte sich die Abordnung dagegen, daß der Arbeiterschaft die nötigen Nahrungsmittel durch Spekulanten entzogen werden. Landeshauptmannstellvertreter Dr. Schlegel versprach, unter Beiziehung der beiden anderen Landeshauptmannstellvertreter eine Sitzung des Lebensmitteldirektoriums einzuberufen. Die Deputation nahm die Erklärung zur Kenntnis und betonte die Entschlossenheit der Arbeiterschaft, im Falle der Nichtberücksichtigung ihrer Forderungen mit einem Kohlearbeiterstreik einzusetzen.
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