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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Wiener Zeitung

23.4.1916

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Das Geld der Kriegsgefangenen.

Wo es Werte gibt, muß es Gegenwerte geben, und auf das alte Tausch- und Verkehrsmittel "Geld" kann man im Kriegsgefangenenlager ebensowenig verzichten wie anderswo. Andererseits aber darf es im Lager keine kurante Münze geben, durch den Besitz großer Mengen von Geld wäre es den Gefangenen möglich, Fluchtversuche zu unternehmen, und so hat sich denn jedes Lager zu dem Auskunftsmittel des Spezialgeldes, das nur für ein Lager geprägt wird und nur für dieses Gültigkeit hat, bequemen müssen.

Das Lagergeld, das vom Lagerkommandanten ausgegeben wird, gilt innerhalb des Gefangenenlagers als vollwertig. Heller und Krone werden gegen Naturalien in Zahlung genommen und seitens des Lagers dem Gewerbsmann, dem Inhaber der Kantine, dem Kaufmanne gegen kurantes Geld abgelöst. Erst wenn der Gefangene das Lager verläßt, das heißt, wenn irgend ein Umstand ihm die Freiheit gibt, wird das Lagergeld gegen österreichisch-ungarische Staatsnoten oder Münzen umgetauscht.

Das Lagergeld zeigt die verschiedensten Formen, manche Scheine sind ganz primitiv gehalten und tragen nur die Wertbestätigung, den Namen des Lagers und die Serie. Andere Zettel wieder sind hübscher ausgestattet und ähneln in der äußeren Form dem wirklichen Gelde. Die Münzen sind aus Blech und Eisen und haben Werte von einem Heller bis zu fünf Kronen. Das Fünf-Kronen-Stück der Offiziersstation für Kriegsgefangene hat beiläufig die Größe eines normalen Fünf-Kronen-Stückes, ist aber selbstverständlich aus wertlosem Metall hergestellt.

Die Erfahrungen, die die verschiedensten Lager mit ihren Spezialgeldern gemacht haben, sind die besten. Das Geld kursiert innerhalb des Lagers wie echtes, und der Gewerbsmann erhält am Schluß eines bestimmten Abschnittes für die Scheine und die an und für sich wertlosen Münzen den kuranten Geldbetrag. Eigene Gelder sind in den Gefangenenlagern zu Aschach, Braunau, Brunn, Freistadt, Grödig, Dunaszerdahely, Harth, Marchtrenk, Mauthausen, Mühling, Somorja, Katzenau angefertigt worden.

Das Kriegsfürsorgeamt des k. und k. Kriegsministeriums hat sämtliche Sätze aus allen Gefangenenlagern fertig und gibt sie gegen die aufgedruckten Werte an Sammler ab. Es braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden, daß die verschiedenen Geldsorten der Kriegsgefangenenlager nach dem Kriege für den Sammler zu großen und seltenen Wertobjekten werden. Verzeichnisse solcher Lagergeldsätze werden auf Wunsch kostenlos durch das Kriegsfürsorgeamt zugesendet.

Im Detailhandel ist das Lagergeld in den Vertriebsstellen des Kriegsfürsorgeamtes, 1. Bezirk Weihburggasse Nr. 9, und Graben Nr. 21, erhältlich.

Historischer Zeitungsartikel: Wiener Zeitung, 23.4.1916

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