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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Die Neue Zeitung

15.1.1933

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Frau auf Skiern.

Jeder, der in diesen Tagen in die Berge fährt, wird ihnen begegnen, diesen modernen Gestalten, den berufstätigen Frauen aus den Groß- und Mittelstädten, die sich ein paar Wochen oder nur ein paar Tage Erholung und Ausspannung ergattert haben; wird ihnen begegnen in der fast uniform wirkenden Winterdreß, die Skier aufgeschultert, die großstadtblassen Gesichter schon mit frischer Farbe überzogen, wie sie dahinschreiten, in die Berge hinein oder auf die Hügel des Alpenvorlandes, allein oder in Gruppen, stets guter Dinge, stets gutgelaunt, lachend und gelöst.

Vor zwanzig Jahren wäre das noch undenkbar gewesen, daß eine junge berufstätige Frau ihren Rucksack und ihr anderes leichtes Gepäck nahm und allein hinausfuhr. Das alles sind heute Selbstverständlichkeiten geworden.

Diese jungen Frauen, die selbstsicher auftreten, steigen jetzt in die Züge, die überall dorthin führen, wo es schön ist, wo Schnee liegt, wo es still ist, wo es keinen Ruß und keinen Lärm gibt, wo man sich warm und müde laufen kann, wo kleine stille Herbergen winken, kleine Berggasthäuser, abseits von den großen Hotels, in die man Skier nur als Staffage, den Smoking und das Abendkleid als die vertraute "Wirklichkeit" aus der Stadt mitnimmt.

Junge Frau allein im Gebirge! Plötzlich begegnet man ihr an irgendeiner Bergkuppe, hervortretend aus einer Tannenschonung, wie sie ins stille Land hinunterblickt, über dem ein klarer, sonniger Wintertag liegt mit Schneegeglitzer, tief unten mit verträumten eingeschneiten Bauernhausdächern, man sieht sie, wie sie Atem holt, innehaltend in einer scharfen Talfahrt, ein bißchen außer Atem vielleicht, man sieht sie in den Berghütten, in denen diese jungen Frauen ein großes Kontingent der ständigen Besucher bilden, und man sieht sie schließlich an den kleinen Lokalbahnhöfen nach ein paar Tagen wieder abfahren mit viel frischer Luft in den Lungen, mit viel frischer Farbe auf den Wangen.

Im Kupee greift sie nach langer Zeit wieder nach Puder, lächelt vielleicht über die Dinge, die sie ein paar Tage über so leicht entbehrt hat, langsam kommt in ihr Gesicht wieder der etwas gespannte Zug, die Gedanken schweifen zur gewohnten Arbeitsstätte, die Armbanduhr tickt auf einmal ganz anders, viel bestimmter, viel resoluter, viel gebieterischer, morgen, übermorgen heißt es wieder antreten, den Platz vor der Maschine oder dem Ladentisch einnehmen, und nach wenigen Stunden liegen die Tage im Gebirge mit der Einsamkeit und der Stille wie ein Traum hinter ihr.

Junge Frauen allein auf Reisen! Das sind nicht mehr die Vergnügungsreisen von einst, das sind nicht die Partien vermögender Engländerinnen, das sind Ruhepausen in einem ruhelosen Dasein, kleine Einschnitte in einem verantwortungsbelasteten Dasein, ein kleines Nebenbei. E. W.

Historischer Zeitungsartikel: Die Neue Zeitung, 15.1.1933

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