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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Tages-Post

11.11.1938

Historisches Logo der Zeitung »Tages-Post«

Niemand will die Juden haben

Eine Untersuchung zum Studium der Judenfrage

Berlin, 11. November.

Der abscheuliche Meuchelmord des Juden Grünspan hat die Abwehrbewegung gegen die schmarotzenden Juden überall in der Welt verstärkt. Es ist in der Judenfrage aber auch schon vorher die Weltmeinung immer mehr im Sinne einer Reinhaltung des eigenen Landes von diesen gefährlichen "Gästen" durchgedrungen. Das Institut zum Studium der Judenfrage gibt hiezu unter der Ueberschrift "Wohin mit den Emigranten?" eine aufschlußreiche Uebersicht der Stellungnahme europäischer und außereuropäischer Nationen zur Frage der Aufnahmebereitschaft von Juden bekannt.

Die mit großen Vorschußlorbeeren bedachte Evian-Konferenz war auseinandergegangen und hatte als sichtbare Spur nur eine Kommission in London hinterlassen, der das weitere Schicksal der "Flüchtlinge" anvertraut wurde. Der stellvertretende Direktor dieser Kommission Robert Pell äußerte, er hoffe jährlich etwa 100.000 "Flüchtlinge" unterbringen zu können. Er müßte aber sofort zugestehen, daß die Verhandlungen mit den in Frage kommenden Regierungen nur langsam vonstatten gehen.

Das Ergebnis der Ueberprüfung aller zurzeit in Betracht kommenden Siedlungs- und Wanderungsmöglichkeiten ist für die Juden ein für ihre wachsende Unbeliebtheit bezeichnendes Fiasko. Palästina kommt trotz den neuen, für die Juden überraschend günstigen Einwanderungsbestimmungen für Massenaufnahmen kaum in Frage. In Europa hat nicht ein einziges Land Neigung, laufend weitere Juden aufzunehmen. In den außereuropäischen und überseeischen Staaten sind Massensiedlungen europäischer Juden nirgendwo in greifbare Nähe gerückt und auch die Einzeleinwanderung stößt allenthalben auf wachsenden Widerstand.

Hin und wieder tauchen auch phantastische Pläne auf, jüdische Versuchsballons: Die Besiedlung der Melville-Insel, der Ankauf Korsikas, lauter Pläne, die sich nach kurzer Zeit als Phantasie ohne festen Hintergrund erweisen. Als Haupthindernis bleibt vor allem aber die Finanzfrage; denn sowohl die Sachverständigen der Genfer Liga wie die Mitglieder der Londoner Flüchtlingskommission schätzten die Kosten für die Ansiedlung einer einzigen jüdischen Familie auf 12.000 Reichsmark (1000 Pfund). Und unter diesen Umständen glaubt die Londoner Flüchtlingskommission, jährlich 100.000 Juden unterbringen zu können!

Historischer Zeitungsartikel: Tages-Post, 11.11.1938

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