WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE

Die Mitglieder der freiheitlichen Studentenverbindungen hielten heute vormittags eine Versammlung ab, in welcher gegen die Uebergriffe der Klerikalen, insbesondere gegen die Vorgänge von Samstag an der Grazer Universität protestiert wurde. Nach der Versammlung zogen die Mitglieder vor das Akademikerhaus, das Eigentum der Klerikalen ist und wo sich auch der Sitz der klerikalen Studenten befindet. Hier fanden Demonstrationen statt.

Die Deutschnationalen riefen Pfui und Abzug, während die klerikalen Studenten aus den oberen Stockwerken des Gebäudes Wasser und Unrat auf die Demonstranten herabwarfen. Daraufhin bombardierten die deutschnationalen Studenten das Akademikerhaus mit Steinen, wodurch zahlreiche Fenster eingeschlagen wurden. Erst nach längerer Zeit gelang es wieder, einigermaßen die Ruhe herzustellen.

Inzwischen hatte jedoch das Gros der klerikalen Studenten die Universität besetzt und verhinderte die freiheitlichen Studenten, in das Gebäude zu gelangen. Ein großer Teil der Vorlesungen wurde durch die Klerikalen gesprengt. Eine Abordnung der klerikalen Hochschüler begab sich zum Rektor und teilte ihm mit, daß sich der katholische Hochschulausschuß aufgelöst habe, da er unter den gegenwärtigen Verhältnissen jede Verantwortung für die Ruhe an der Universität ablehnen müsse.

Der Rektor forderte die klerikalen Studenten auf, sofort die Zugänge zu der Universität freizugeben. Als die Klerikalen dieser Aufforderung nicht nachkamen, und die Volkshymne und klerikale Lieder anstimmten, ordnete der Rektor die Schließung der Universität an. Die Tore wurden geschlossen und durch eine Kundmachung mitgeteilt, daß die Vorlesungen an der Universität bis auf weiteres sistiert seien. Auch vor der Universität kam es wiederholt zu Zusammenstößen zwischen den klerikalen und den deutschnationalen Studenten. In den freiheitlichen Kreisen Innsbrucks herrscht große Aufregung.