24.3.1916
Es gibt wohl wenig Leute, die noch nicht die merkwürdige Behauptung vernommen haben, daß die Schlachten meist heftige und anhaltende Regengüsse im Gefolge haben und daß die Regenfälle in einer Gegend umso stärker seien, je stärker der Kampf dort gewütet haben. Und solche Behauptungen werden nicht nur verbreitet, sondern auch weitschweifig begründet, ohne daß man sich überhaupt von ihrer Richtigkeit überzeugt.
Nichts erscheint, so meint man, einfacher: durch das Feuern der Geschütze werden die Luftschichten erschüttert, und dann muß eben Regen fallen, wie das Obst von den Bäumen fällt, wenn man sie schüttelt. Außerdem ist vielfach die Ansicht verbreitet, daß der durch die Tätigkeit der Geschütze erzeugte Rauch und feine Staub die Feuchtigkeit in der Luft anziehe, die dann in Gestalt von Regentropfen auf die Erde herabfalle.
In Wirklichkeit aber konnte man gerade im Verlaufe dieses Krieges die Beobachtung machen, daß die Meinung, Kriegszeiten seien reicher an Regen als Friedenszeiten, durchaus irrig und haltlos ist. Doch davon ganz abgesehen, muß man feststellen, daß diese Ansicht auf Zeiten zurückgeht, in denen es weder Artillerie noch Schießpulver gab, nämlich bis zur Zeit der klassischen Römer.
So erzählt Plutarch, daß Regengüsse häufig nach den Schlachten auftreten, "sei es, weil die Götter auf diese Weise die befleckte Erde reinigen wollen, sei es, daß die Luft durch den Dunst des vergossenen Blutes verdickt werde". Daß auch heute noch das Märchen vom sogenannten Schlachtenregen erzählt und geglaubt wird, geht aus den zahlreichen Veröffentlichungen über diese Frage hervor, die jetzt noch, zum Beispiel in englischen Fachzeitschriften, wie der "Monthly Weather Review", auftauchen.
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