26.6.1906
Der Centralverein der kaufmännischen Angestellten Oesterreichs und der Gehilfenausschuß des Gremiums der Kaufmannschaft verbreiteten gestern Nachmittags im Prater und in der hygienischen Ausstellung massenhaft schwarzumränderte Flugzettel, durch welche an das Publicum die Bitte gerichtet wird, zur Unterstützung der Bestrebungen der Gehilfenschaft hinsichtlich der Einführung einer früheren Geschäftssperre, ihre Einkäufe vor 7 Uhr Abends zu besorgen. Die Vertheilung der Zettel mit dem breiten Trauerrande rief bedeutendes Aufsehen hervor.
In dem Aufrufe heißt es: "In keiner Arbeiterschichte holt sich die Tuberculose so viele Opfer wie in der kaufmännischen Gehilfenschaft. Mehr als die Hälfte aller Todesfälle bei Handelsangestellten sind auf die Tuberculose zurückzuführen. Alle ärztlichen Autoritäten bekräftigen es, daß diese und noch andere Krankheiten durch Ueberarbeit und durch Einathmen der besonders in den Abendstunden in den Geschäften angehäuften schlechten Luft gefördert werden. Das lange Offenhalten der Geschäfte zerstört das Familienleben der Angestellten, verhindert die rationelle Erziehung ihrer Kinder, vernichtet alle Lebensfreude der Angestellten und macht ihre Theilnahme an der allgemeinen Cultur unmöglich."
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