7.8.1910
Von einer Unart will ich heute sprechen,
Die zum Frivolsten sicherlich gehört,
Was nebst dem Treue-, Wort- und Ehebrechen
Die Dekadenz der Menschheit uns beschert.
Den Vorgang mein' ich, der schon zu Verdrussen
Den Anlaß abgegeben, ernst und wild,
Wonach man Waden bis zu Radiussen
Von sieben Zentimetern uns enthüllt.
Man sehe nur, wie auf der Promenade
Die Damen, die am meisten distinguiert,
Das Füßchen, nebst dem unteren Teil der Wade
Den Herren demonstrieren ungeniert.
Man sehe, wenn im Regen sie dahinzieht,
Wie sie empor die seid'nen Röckchen schwingt,
So, daß, wenn man im richt'gen Zeitpunkt hinsieht,
Der Blick bequem, bis knapp zum Strumpfband dringt.
Das Ärgernis, das solcher Unfug zeitigt,
Ist dreifach, wie ich hier beweisen will;
Denn, erstens wird in jedem Mann beleidigt
Dadurch das stark moralische Gefühl.
Fürs zweite: Dies ist nur der Damen Schaden
-Beginnt er zu mißachten ihr Geschlecht
Und drittens: Sieht er zwei so pralle Waden -
Wer garantiert ihm, daß dieselben echt?!
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