7.4.1910
Hochgeehrter Herr Redakteur!
Wollen Sie, bitte, folgender Beschwerde in Ihrem geschätzten Blatte Raum geben, die gewiß vielen Leidensgefährten aus der Seele gesprochen ist. Auf der Andrássy-ut Nr. 104 läßt Frau Gräfin Széchényi-Vanderbilt einen Riesenkasten in für diesen Villenrayon geradezu mammutartigen Dimensionen bauen. Es würde mich weiter nicht genieren, wenn wir gegenüber Wohnenden nicht schon um 6 Uhr früh durch wütendes Hämmern, Klopfen und Lärmen gestört würden.
In Paris darf die Bauarbeit nicht vor 7 Uhr früh beginnen, ebenso in London; wenn wir den Anspruch machen, eine Metropole zu sein, so muß man auf die Nerven der Großstädter Rücksicht nehmen, die nicht wie die biederen Dorfbewohner mit den Hühnern zur Ruhe gehen und mit diesen auch in aller Gottes Frühe wieder frisch sein können.
Im Namen aller Nervösen, Schlaflosen, Ruhebedürftigen richten wir an die kompetente Behörde die inständige und dringende Bitte, den diesbezüglichen Paragraphen der Budapester Bauordnung dahin abzuändern, daß die Bauarbeiten erst um 7 Uhr früh beginnen dürfen und so doch eine Stunde Schlummer für die erst in den Morgenstunden Ruhe Findenden gerettet wird.
Empfangen Sie, hochgeehrter Herr Redakteur, besten Dank von Ihrer ergebenen L.B.P.
WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE.
Ein DER LICHTBLICK Projekt.