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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Volksblatt für Stadt und Land

30.5.1926

Historisches Logo der Zeitung »Volksblatt für Stadt und Land«

Schlankwerden ist gefährlich.

Die Sehnsucht der Frau von heute ist jugendliche Schlankheit und ihr Ideal die Gestalt eines Epheben [http://lexikon. meyers.de: Epheben [griechisch], in der griechischen Antike die jungen Männer zwischen 18 und 20 Jahren, die seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. nach athenischem Vorbild von Staats wegen eine militärische Erziehung erhielten.]. Wo die Natur diesen Wünschen eine schmerzliche Enttäuschung bereitet, wird versucht, mit künstlichen Mitteln nachzuhelfen. Besonders beliebt sind die Entfettungskuren, die wenn sie mit Vernunft und Maß durchgeführt werden, eine Wohltat für den Körper bedeuten, die aber in ihrer nur allzu häufigen Uebertreibung eine schwere gesundheitliche Gefahr bedeuten.

Das ist erst dieser Tage wieder in einer Sitzung der neuen Akademie für Medizin in Newyork von fachverständiger Seite festgestellt worden. Der Aerzteversammlung lagen wohl 20.000 Briefe von Leserinnen einer Frauenzeitschrift vor, in der die Opfer der gewaltsamen Entfettungskuren bewegte Klage über ihre bösen Erfahrung führten. Die Herausgeberin der Zeitschrift erläutert diese Briefe dahin, daß sich in der Mehrzahl der Fälle die üblen Folgen der Entfettungskur in einem Nervenzusammenbruch, ja selbst in Tuberkulose und krebsartiger Erkrankung gezeigt hätten. Diese Erscheinung betreffe jedoch nur eine Minderheit; die Mehrzahl der Opfer beklage sich darüber, daß, während sie ihrer Figur zur Schlankheit verholfen hätten, ihr Gesicht während der Kur runzlig und schlaff geworden sei, so daß sie um zwanzig Jahre älter aussähen, als sie wirklich seien.

Diese Berichte gaben Professor Menas E. Gregory, dem Leiter der Psychiatrischen Abteilung des bekannten Newyorker Bellevue-Hospitals, Anlaß, die Frauen zu warnen und ihnen dringend zu empfehlen, sich zu einer Kur erst zu entschließen, wenn sie sich überzeugt hätten, daß ihr Gewicht den für die Gesundheit normalen Stand habe. "Wir behandelten in dem letzten Jahr", so führte der Professor Gregory aus, "allein 325 Fälle, in denen die Entfettungskur zu einem Nervenzusammenbruch geführt hat. Die Gewichtsverminderung war in der Mehrzahl der Fälle nicht der ausschließliche Grund des Nervenzusammenbruches; er hatte allerdings in jedem Fall wesentlich dazu beigetragen, den Zusammenbruch zu beschleunigen. In allen Fällen zeigt es sich, daß die erkrankten Personen eine ererbte neurotische Veranlagung hatten.

Bedeutungsvoll erscheint in diesem Zusammenhang besonders der Umstand, daß bei einer großen Zahl von Mädchen, die sich vor ihrer Verheiratung einer Entfettungskur unterzogen haben, als Folge der Kur vollständige Unfruchtbarkeit zu verzeichnen ist. Viele sind überhaupt unfähig, Kinder zu bekommen, und wenn sie wirklich Nachkommen haben, so müssen diese armen Geschöpfe für die Sünden der Mütter büßen. Jedes junge Mädchen sollte bedenken, daß sie durch die Sucht, schlank zu bleiben, nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer Kinder gefährdet, ganz gleich, ob es sich um mechanische Werkzeuge zur Erreichung dieses Zweckes, um Enthaltsamkeit von Speise und Trank, um Arzneimittel oder übertriebenes Rauchen handelt; die Gefahr bleibt immer dieselbe, schon aus dem einfachen Grund, weil alle diese Mittel verhängnisvoll auf den Appetit einwirken."

Historischer Zeitungsartikel: Volksblatt für Stadt und Land, 30.5.1926

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