20.1.1907
Aus Enns wird der "Linzer Tagespost" geschrieben:
Als vor mehreren Tagen ein Bauer in der Landgemeinde Lorch bei Enns einen Baum hohen Alters wegen ausgegraben hatte, fand er in der Tiefe von nicht einmal einem halben Meter eine anscheinend aus Sandstein hergestellte Bildhauerarbeit, welche vier Figuren, wahrscheinlich Vater, Mutter, Sohn und Tochter, darstellt. Das Steinprisma, das diese Reliefs trägt, ist 22 Zentimeter hoch, 10 Zentimeter breit und 8 Zentimeter dick.
Außer diesem wurde noch ein vermutlich aus Elfenbein hergestelltes Brustbild einer unbekleideten Frauensperson auf demselben Platze gefunden. Der Kopf dieser Büste trägt reichliches, sorgfältig gescheiteltes Haar. Daneben wurden fünf lange eiserne Nägel (Sargnägel?) und ein einer Pfeilspitze ähnlicher Gegenstand aus Eisen gefunden. Als übliche Begleiterscheinungen traten eine kleinere Menge terra sigillata-Scherben und ein Haufe von anderen Gefäßscherben aus grauem und schwärzlichem Ton auf.
Der Umstand, daß um diese Fundstelle herum schon zu verschiedenen Zeiten römische Grundfesten, Estriche, einzelne Legionsziegel, Münzen und Fragmente von Gebrauchsgegenständen gefunden worden sind, berechtigen zur Annahme, daß dieser Grundkomplex einst dicht besiedelt gewesen sein muß. Ferner stammen aus einem Acker in nicht beträchtlicher Entfernung von dieser Fundstelle drei komplett erhaltene römische Kunstgegenstände her, die im Jahre 1889 gefunden wurden.
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