8.9.1945
Im Anfang war ein Zeitungsartikel. Er erschien im "Neuen Österreich" und setzte sich mit der Frage auseinander, ob es denn unbedingt notwendig sei, daß die Wiener Auslagen weiterhin hinter herabgelassenen Rollbalken und Bretterverschlägen verschanzten.
Stephan Straß, der Leiter der jetzt auf dem Parkring eröffneten Propagandaschau für Schaufensterreklame, nahm sich tatkräftig dieser Anregung an und dieser Tage konnte die mittlerweile neugegründete Innung der Werbeunternehmer und Werbeberater - ihr gehören Gebrauchsgraphiker, Werbefachleute und Schaufensterdekorateure an - im Beisein des Präsidenten des Gremiums der Wiener Kaufmannschaft Norbert Janauschek, des Unterstaatssekretärs Lugmayer und anderer Persönlichkeiten wertvolle Anregungen auf dem Gebiet des Dekorationswesens der Öffentlichkeit in einer Schau zugänglich machen.
Das Lokal, das man zur Verfügung hatte, sah zuerst einer "Mistgstätten" zum Verwechseln ähnlich. Jetzt schmücken von einer Reklamefirma harmonisch aufeinander abgestimmt die Fahnen aller Alliierten und die Wappen der einzelnen Bundesländer die Stirnseite des Saales, in dem jedes Plätzchen geschickt ausgenützt ist. Man staunt über die Ideenfülle, die durch ein bißchen Pappe, ein paar bunte Stifte, geschickt hingeworfene Zeichnungen, geschmackvoll gesetzte Texte für Waren wirbt, die in hoffentlich nicht allzu ferner Zeit wieder zur Verfügung stehen werden. Miniaturschaufenster zeigen, daß sich selbst aus der Anordnung einzelner kleiner Glasscheiben ganz hübsche Wirkungen holen lassen.
Die Besichtigung der Schau, die durch vier Wochen geöffnet bleibt und alle zehn Tage erneuert wird, ist der Wiener Geschäftswelt sehr zu empfehlen. Hier kann jeder Anregungen für die Gestaltung seiner Schaufenster finden, er wird kostenlos beraten und für seine Aufträge stehen ihm erstklassige Fachkräfte zur Verfügung.
WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE.
Ein DER LICHTBLICK Projekt.