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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Die Neue Zeitung

27.6.1926

Historisches Logo der Zeitung »Die Neue Zeitung«

Gefährliche Verschönerungskünste.

Von Dr. B. Hähnlein.

Toilettenangelegenheiten aller Art sind sicherlich dasjenige Gebiet, in das sich die Frau am allerwenigsten wird hineinreden lassen, und zwar mit einer gewissen Berechtigung, denn der Mann wird im allgemeinen wohl kaum in der Lage sein, den natürlichen Trieb des anderen Geschlechts zur Erhaltung seiner Schönheit voll nachzuempfinden.

Wir wollen nicht reden von den Schädigungen zu enger oder schlecht geformter Schuhe, von den runden Strumpfbändern, welche den Blutumlauf behindern, von den Gefahren des Korsetts - über diese unzweckmäßigen Bekleidungsstücke ist schon viel gesprochen und geschrieben worden, daß nur vollkommen unbelehrbare Personen sie heute noch tragen werden. Aber gleich bei der Fußpflege und ebenso bei der Pflege der Fingernägel gilt es, eine andere Torheit zu geißeln, die noch viel zu wenig beachtet wird.

Immer wieder muß man es erleben, daß Patienten, und zwar meistens Damen, mit unsauberen Scheren und Messern an den Fingernägeln herumdoktern, sich dabei kleine Verletzungen zufügen und auf diese Weise oft genug ernste Entzündungen hervorrufen. Also stets vor dem Schneiden der Fingernägel, beziehungsweise Nagelfalzes, den betreffenden Teil sorgfältig waschen und das Instrument zum mindesten mit Spiritus abreiben!

In der Zeit der "schlanken Linie" ist es natürlich für eine junge Frau zuweilen geradezu ein Unglück, wenn die Natur sie mit Formen ausgestattet hat, daß sie durch ihre betonte Weiblichkeit gegen alle Freundinnen absticht. Da ist die Not dann groß und weil der Arzt vernünftigerweise es im allgemeinen ablehnen wird, gegen diese durchaus gesunde Ueppigkeit einzuschreiten, greift man in der Verzweiflung zu den unglaublichsten und heroischsten Mitteln.

Man verzichtet schweren Herzens auf die gewohnte Schokolade, man durstet, hungert und trinkt Zitronenwasser literweise, man greift zu Abführmitteln oder gar zu den gefährlichen Schilddrüsenpräparaten. Alle diese Gewaltkuren machen das Leben ihrem Opfer zu einer Qual, bringen es körperlich und seelisch häufig schwer herunter und haben, wenn überhaupt einen, so nur einen vorübergehenden Erfolg. Für den normalen Menschen gibt es, man könnte sagen, Gott sei Dank, nur ein Mittel, sich ebenmäßige Körperformen zu erhalten, nämlich eine vernünftige Kost, Arbeit und fleißige Leibesübungen.

Wahre Orgien feiert die kosmetische Industrie in der Erzeugung von Schminken, Pudern, Hautcremen, Schönheitswassern. Oft sind diese Kunstmittel in der bedenkenlosesten Weise zusammengesetzt. Ernste Schädigungen sind nach ihrem Gebrauch vorgekommen. Aber selbst wenn man seine Schminken und Puder von einer erstklassigen Firma bezieht, so wird doch die Beschaffenheit der Haut unter ihrem regelmäßigen Gebrauch unbedingt leiden. Man vergesse nicht, daß die Haut ein Atmungs- und Ausscheidungsorgan ist, das seine lebenswichtige Tätigkeit ungestört nur vollziehen kann, wenn weder Kleidungsstücke noch sonstige Stoffe die Hautporen dauernd verschließen.

Historischer Zeitungsartikel: Die Neue Zeitung, 27.6.1926

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