19.6.1907
Im Jahre 1906 ist die Auswanderung aus den im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern nach Argentinien nicht unbeträchtlich gestiegen. Die Ursache dieser Erscheinung ist in der Agitation zu suchen, welche für die Auswanderung nach Argentinien von herumreisenden Agenten persönlich und von der Firma Mizler in Bremen durch massenhaft versendete Prospekte und Broschüren betrieben wird. Überdies kommt es nicht selten vor, daß Auswanderer, welche in Bremen mit der Absicht ankommen, nach den Vereinigten Staaten von Amerika zu reisen, durch die Drohung, sie würden in den Vereinigten Staaten wahrscheinlich zurückgewiesen werden, bestimmt werden, ihr Reiseziel zu ändern und nach Argentinien sich zu wenden.
Die Lage der österreichischen Auswanderer in Argentinien ist jedoch nach wie vor keineswegs günstig. Am ehesten können ihr Fortkommen noch jene finden, welche so viel Kapital haben, um Grund und Boden zu kaufen, um darauf Landwirtschaft zu betreiben, sowie Handwerker, deren Arbeit mit der Landwirtschaft in engem Zusammenhange steht, wie Schmiede, Stellmacher, Zimmerleute, Maurer, Klempner, Schlosser etc. Geradezu trostlos sind jedoch die Aussichten für gewöhnliche Arbeiter aller Art (Feldarbeiter, Taglöhner etc.), für welche der Arbeitslohn in stetem Sinken begriffen ist.
Bei dieser Sachlage kann von der Auswanderung nach Argentinien nach wie vor nur nachdrücklich abgeraten werden, und es empfiehlt sich dringend, gegenüber jeder Agitation zur Auswanderung nach diesem Lande sich gänzlich ablehnend zu verhalten.
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