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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Die Neue Zeitung

5.2.1921

Historisches Logo der Zeitung »Die Neue Zeitung«

Gefährliche Hüte.

Mancher, der sich trotz des hohen Preises den Luxus leistet, sich einen neuen Hut zu kaufen, macht schon bald die unangenehme Entdeckung, daß er am Kopfe einen bläschenartigen, juckenden Ausschlag hat. Man hat nunmehr festgestellt, daß die Schuld daran das in den neuen Hüten befindliche Schweißleder ist. Für dieses wird nämlich ein Ersatzleder verwendet, das gesundheitsschädlich ist. Wie Dr. med. G. Modans in der "Chemikerzeitung" mitteilt, stellt man das Ersatzleder her aus natürlichem oder künstlichem Textilgewebe, das mit Mikrozelluloselösung imprägniert und zum Weichmachen mit Phenol- oder Kresoläther versetzt ist, das heißt, man fabriziert einen Stoff, der wasserundurchlässig ist.

Nun weiß aber jeder ärztliche Praktiker, daß feuchtigkeitsundurchlässige Stoffe, zum Beispiel Guttapercha, Billrothbatist, auf die bloße Haut längere Zeit appliziert, einen Ausschlag erzeugen. Die Gegenwart von Phenol, Kresol usw. ist zur Erzeugung dieses Exanthems nicht erforderlich, kann aber natürlich einen unter Umständen sehr schmerzhaften und bösartigen Ausschlag geben, wenn die Möglichkeit vorhanden ist, daß durch Schweiß und Wärme diese Stoffe flüchtig und, da sie nicht nach außen entweichen können, resorbiert werden.

Jeder, der tagsüber längere Zeit einen Hut mit Schweißlederersatz aufzubehalten genötigt ist, wird früher oder später einen Ausschlag bekommen. Es gibt aber ein sehr einfaches Mittel dagegen: man trägt ruhig seinen alten Hut weiter, auch wenn er nicht mehr modern ist und abgenützt aussieht.

Man überlasse die neuen Hüte den Schiebern und den Modegigerln; wenn diese einen Ausschlag am Kopfe kriegen, so schadet das weiter nichts.

Historischer Zeitungsartikel: Die Neue Zeitung, 5.2.1921

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