26.6.1936
Der "Manchester Guardian" schreibt zu den Vorbereitungen, welche jetzt in Hitler-Deutschland für die Olympiade betrieben werden:
"Die verdächtigsten und leicht entfernbaren Auslagen, Plakate und Zeichen sind beseitigt worden, so daß die Besucher und Teilnehmer der Olympischen Spiele keinen ungünstigen Eindruck von Deutschland bekommen werden. Das Interesse der Regierung an den Spielen ist sehr groß, teils weil sie eine Reklame für das ,Neue Deutschland' sind (was andererseits dazu benutzt werden kann, propagandistisch das deutsche Volk mit der offensichtlichen Freundschaft des Auslandes für das "Neue Deutschland" zu beeindrucken), hauptsächlichst aber, weil sie fremdes Geld ins Land bringen.
Darum enthalten die ,Stürmer'-Kästen nicht mehr den ,Stürmer', sondern den ,Völkischen Beobachter' oder das ,Schwarze Korps'. Unter der Oberfläche geht die Verfolgung der Juden weiter. Tagaus tagein wird der Jude als die Verkörperung jedes Uebels dargestellt; nicht an der Verfolgung teilzunehmen oder passiv zu bleiben, wenn sich eine Gelegenheit zu ihr ergibt, bedeutet, sich als ,schlechter Deutscher' zu erweisen. Auf diese Weise ist ein unsichtbares Ghetto geschaffen worden. Gerade, weil es unsichtbar ist, erfordert es keinen Schutz, wie die Gitter des mittelalterlichen Ghettos. Die unsichtbaren Mauern schließen die Juden ein, treiben sie aus den kleineren Städten in die Großstädte.
Gegenwärtig besteht die Judenverfolgung in unzähligen unsichtbaren und indirekten Aktionen. Es ereignet sich nichts Dramatisches, nichts, was die Olympischen Spiele stören könnte, nichts, was die ausländischen Besucher und Ferienreisenden auf den Verdacht bringen könnte, daß sich um sie herum ein Albdruck der Verfolgung befindet, die nichts ähnliches in irgend einem anderen Lande der Welt hat."
Die Ausführungen des großen englischen Blattes seien der Aufmerksamkeit aller jener empfohlen, die noch darüber diskutieren, ob jüdische Sportler an einer Olympiade in Berlin teilnehmen sollen oder nicht.
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