23.6.1936
Die wirtschaftliche Lage der Juden ist natürlich örtlich und den Berufen nach nicht einheitlich. Im allgemeinen folgt ihre Lage, aber um vieles verschlimmert, der ihrer Berufsgenossen. In der Anwaltschaft liegen die Dinge allgemein schlimm. In Berlin ist die Zahl der ordentlichen Prozesse, die im Jahre 1932 etwa 64.000 betrug, für 1935 auf 14.000 zurückgegangen. Die jüdischen Anwälte sind heute zum größten Teil fast ohne jede Praxis. Jüdische Beamte, jüdische Notare gibt es nicht mehr.
Unter den jüdischen Aerzten ist die Abwanderung besonders groß, da ihnen trotz aller Erschwerungen des Fortkommens in der Welt immerhin noch Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Auf dem weiten Gebiete der künstlerischen, literarischen Betätigung reichen die in Deutschland bestehenden jüdischen Organisationen, die Zeitungen, der Kulturbund natürlich bei weitem nicht aus, um allen Fähigen und Bedürftigen Arbeit und Brot zu geben.
Im Bereich der Wirtschaft erstrecken sich die Auswirkungen der Aufrüstungskonjunktur auch auf jüdische Betriebe. Es gibt daher noch eine kleine Schicht jüdischer Fabrikanten und Gewerbetreibender, die voll beschäftigt sind. Aber ihnen steht das große Heer aller derer gegenüber, die ihre Substanz mehr und mehr schwinden sehen.
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