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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Wiener Morgenzeitung

1.6.1926

Historisches Logo der Zeitung »Wiener Morgenzeitung«

Meidet die Dachsteinhütten!

In der letzten Zeit wird wieder die Reklametrommel für das Dachsteingebiet sehr rührig geschlagen. In allen Tonarten werden die Schönheiten des Dachsteins gepriesen, um ja einen möglichst großen Zuzug von Touristen hin zu bringen. Trotzdem ist es dem jüdischen Touristen nicht zu raten, das Dachsteingebiet aufzusuchen. Die berüchtigte Sektion "Austria" des deutschösterreichischen Alpenvereins, der seine Hauptaufgabe in antisemitischer Hetzpropaganda sieht, hat auf dem Dachstein fünf Hütten, deren Geschäftsgang sehr viel zu wünschen übrig läßt. In diesen Hütten prangen die bekannten Zettel "Juden sind hier nicht erwünscht". Obzwar zur Errichtung dieser Hütten viel jüdisches Geld zusammengeschnorrt wurde.

Während der Kämpfe um den Arierparagraphen im Alpenverein waren die Hütten der Austria auf dem Dachstein sehr stark besucht. Jetzt scheint dieser Berg allmählich bei den Hakenkreuzlern aus der Mode zu kommen. Nun sollen andere auf den Dachstein gelockt werden, damit die Austria-Hütten wieder ein Geschäft machen können. Es wäre mit der jüdischen Würde unvereinbar, diese Hütten aufzusuchen. In Oesterreich sind hinreichend schöne Berge vorhanden, die aufgesucht werden können. Das Eldorado der hakenkreuzlerischen Austria kann hübsch bei Seite gelassen werden. Schon jetzt hat die Austria schwer zu kämpfen, um ihre Hütten zu halten. Es ist nicht notwendig, ihr den Kampf zu erleichtern.

Abgesehen davon gehören die Dachsteinhütten der Austria lange nicht zu den besten des Alpengebietes. Sie sind von der Sektion stark vernachlässigt, weil die entsprechenden Geldmittel fehlen. Wenn schon jemand unbedingt den Dachstein aufsuchen will, so möge er sich gedulden, bis andere Vereine dort ihre Hütten errichten werden. Im übrigen kann auch jeder halbwegs geübte Tourist den Dachstein leicht in einem Tage nehmen. Das Beste aber ist, die Herren der Sektion Austria mit ihren verschiedentlichen Hüttenwarten und ihren teueren Nächtigungsgebühren hübsch unter sich zu lassen. Es ist nicht notwendig, die Gastfreundschaft von Leuten in Anspruch zu nehmen, die wohl gerne jüdisches Geld haben möchten, andererseits aber ihrem Antisemitismus freien Lauf lassen.

Historischer Zeitungsartikel: Wiener Morgenzeitung, 1.6.1926

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