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HISTORISCHER ZEITUNGSARTIKEL:
Wiener Morgenzeitung

24.4.1921

Historisches Logo der Zeitung »Wiener Morgenzeitung«

Der Wiener Handel soll boykottiert werden!

In Frankfurt wird jetzt die Frühjahrsmesse und im Zusammenhang damit eine Außenhandelstagung abgehalten. Den Wiener Kaufleuten wurde die Beschickung dieser Messe zur nationalen Bruderpflicht gemacht. Sie wurden mit Hinweis auf die Anschlußbewegung angeeifert, den wirtschaftlichen Zusammenhang mit dem Deutschen Reiche durch zahlreichen Besuch zu dokumentieren und solcherart die wirtschaftliche Verbrüderung vor der politischen durchzuführen. Viele Wiener Kaufleute folgten der Einladung und glaubten so im nationalen Interesse ihres Volkes und im wirtschaftlichen Interesse Wiens zu handeln.

Ein mehr als sonderbarer Vorfall aber hat ihre mitgebrachte Begeisterung zusammenschrumpfen lassen. In einem Referat über die deutsch-balkanischen Handelsbeziehungen, welche im Rahmen der Außenhandelstagung vor der versammelten Kaufmannschaft, also auch der österreichischen, abgehalten wurde, erklärte der von der Messeleitung berufene offizielle Referent Hermann Wendel: Der deutsche Handel muß den Balkan erobern. Zu diesem Zwecke muß er unter allen Umständen Wien als Zwischenhändler ausschalten.

Das Referat wurde von den reichsdeutschen Teilnehmern mit verständnissinnigem Beifall belohnt. - Man hört von der Taktlosigkeit gewisser reichsdeutscher Elemente viel reden. Der geschilderte Vorfall beweist, daß dieses Gerede nicht leer ist. Er stellt jedenfalls eine Meisterleistung auf diesem Gebiete dar. Man lädt Wiener Kaufleute brüderlich ein, um ihnen dann zu beweisen, daß ihre zielbewußte Bekämpfung und Vernichtung heilige Pflicht im Dienste des deutschen Wirtschaftslebens ist! Die abgrundtiefe Borniertheit der Frankfurter Macher ist bedauerlich, aber ihre Offenherzigkeit erfreulich.

Vielleicht werden viele Wiener Kaufleute, die sich blind in den Dienst der deutschradikalen Bestrebungen gestellt haben, erkennen, welche Gefahr Wien und seiner Wirtschaftsstellung von gewisser Seite im Reiche drüben droht.

Historischer Zeitungsartikel: Wiener Morgenzeitung, 24.4.1921

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