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Beitrag 17 von 495

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ARTIKEL:
  • Publikation: Rieder Rundschau, 17.5.2006
  • Vornamen: Cäcilia und Matthias
  • Familienname: Schardinger
  • Wohnort: Andorf
  • Jubiläum: Diamantene Hochzeit
  • Hochzeitsdatum: 13.5.1946
  • Der historische Zeitungsartikel zu diesem Gratulationsartikel. LESEN SIE NACH!

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17.5.2006

Rieder Rundschau

Cäcilia und Matthias Schardinger, Diamantene Hochzeit

Diamantene Hochzeit feierten am 13. Mai 2006 Cäcilia und Matthias Schardinger.
Gratulationsbild von Cäcilia und Matthias Schardinger
Gratulationsartikel: Rieder Rundschau, 17.5.2006

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17.5.1946

Oesterreichische Zeitung

Ich gehe einkaufen

Neulich faßte ich den Entschluß, einkaufen zu gehen, und zwar nicht auf dem berühmten "Schwarzen Markt", sondern von Geschäft zu Geschäft wandernd meine Waren zu erstehen.

Von meiner Frau bekam ich eine Reihe wertvoller Ratschläge mit auf den Weg. "Für die Glühbirnen kannst du dem Elektriker die paar Meter Ersatzkupferdraht anbieten, die wir zu Hause haben. Und für die Schuhriemen biete ich ein neues Zahnbürstel." So ging es noch lange Zeit weiter. Dort sollte ich bescheiden tun und um Gnade winseln, da sollte ich barsch auftreten, nur sollte ich ja nirgends fragen, wieviel es koste. Diese Frage, die früher im Mittelpunkt stand, scheint heute verpönt zu sein.

Beim Elektriker angekommen, der ein alter Bekannter eines Bekannten meines Hausherrn ist, trat ich mit frommem Schauder ein. Denn von ihm sollte es abhängen, ob wir in der Küche und im Kabinett wieder elektrische Beleuchtung bekommen, oder ob wir gezwungen sein werden, uns in den Strom der Petroleumbezieher um 5 Uhr früh bei der Bezirksvorstehung anzustellen. Ich ließ den Meister schön grüßen, ein bißchen verlegen, weil ich den Mann ja gar nicht kenne, von dem ich ihn schön grüßen ließ.

"Aha, Sie woll'n was", meinte der hellsichtige Mann. Ich begann laut Auftrag vom Ersatzkupferdraht zu erzählen, leitete dann schwungvoll über zur Beleuchtung im allgemeinen und meinem Hofkabinettfall im besonderen, kurz und gut, ich entwickelte eine Beredsamkeit, die einem Versicherungsagenten alle Ehre gemacht hätte. Endlich war ich bei den Glühbirnen. Es war heraus. Ich schwieg erschöpft.

Nach langem Ueberlegen sprach der Mann: "Also gut i verkauf' Ihna ane, aber Sie derfen's niemand derzähl'n, sunst glauben die Leut', i bin teppert, und des schadt' mein G'schäft." Er sprach das große Wort gelassen aus, begab sich "unter die Pudel", was in diesem Falle nicht "unter den Verkaufstisch", sondern ein kleines Nebenkammerl bedeutet, und verkaufte mir dergestalt die Lampe zum Normalpreis.

Bei den Schnürriemen war ich demütig und winselte. Der Kaufmann winselte noch besser und erwähnte lamentierend die große Dürre. Als ich ihm zuhörte, mußte ich annehmen, daß die Schuhbandeln auf Bäumen wachsen, die vor Dürre alle eingegangen sind. Wir jammerten eine Zeitlang zum Gotterbarmen. Dann brach mein Geschäftspartner jäh ab und sagte barsch: "Eine Ersatzqualität habe ich vorrätig, eine Art Papier, aber trotzdem besser als die gewöhnlichen Schnürriemen. Sie kosten allerdings etwas mehr."

Und er nannte eine Summe, von der früher ein Bezieher der Notstandsunterstützung eine Woche lang leben mußte. Ich kaufte und fädelte das erhaltene Ersatzprodukt gleich ein. Als ich in der Kärntner Straße über den "Großen Haufen beim Stock im Eisen" kletterte, riß es aber schon. Nun, Ersatzprodukt soll man eben zu schwierigen Kletterfahrten nicht verwenden.

Auch ein Ersatzriemen, den ich erstand und gleich umschnallte, riß etwas später, als ich nach dem Verzehren meiner Werkküchenportion tief Atem holte. Diesem "Werkküchenwampen" plus Tiefatmen war das edle Ersatzprodukt nicht gewachsen. Es zerriß und ward von mir in den nächsten ehemaligen Löschteich geworfen.

Mein Bedarf an Möbeln führte mich in die Passage eines Wiener Kaufhauses auf der Mariahilfer Straße, wo ein Antiquitätenhändler seine Sachen - alle ohne Bezugsschein, bitte - feilhält. Ich sah einen Kasten, der so aussah, als sei er mit schlechtem Ersatzlack vor dreihundert Jahren himmelblau gestrichen worden und von einem mittelmäßig begabten Dorfteppen in seiner Freizeit mit "Bleamerln" bemalt worden. Der Kasten wirkte so echt, daß es mich gar nicht wunderte, ihn als "Altes Stück aus den Alpenländern" mit 1900 S beschrieben zu sehen.

Diesen Küchenkastenersatz konnte ich mir leider nicht leisten und verzichtete großmütig zugunsten einer Dame mit Lorgnon, die, wie sie dort erzählte, jetzt nach Bad Ischl übersiedelt und bodenständig wohnen will.

Genug! Ich kaufte noch ein Ersatzpuppenwagerl (eine alte Zigarrenkiste mit Radeln) für meine Tochter und zwei Packerln Ersatzgewürze bei einer Frau an der Stadtbahnstation und kehrte reich an Erfahrungen und Ersatzerfahrungen in mein Behelfsheim zurück.

Felix

Historischer Zeitungsartikel: Oesterreichische Zeitung, 17.5.1946

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