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Ganz Paris ist von einer Modetorheit entzückt, die in allen Juwelenläden in den verschiedensten Formen und Ausstattungen ausliegt. Es sind Armbänder, die allerdings nicht, wie üblich, um die Arme getragen werden, sondern um die Ohren, große, runde Reifen, die vollkommen in sich geschlossen sind und so eingerichtet werden, daß sie um die Ohrmuschel gehängt werden können. Die letzten Vorführungen der Modehäuser haben bereits auch diese Armbänder um die Ohren der Damen gezeigt und jede Frau, die was auf sich hält, fühlt sich verpflichtet, diese neue Modetorheit mitzumachen.

Diese neuartigen Armbänder unterscheiden sich von den alten dadurch, daß sie viel kleiner sind, denn sie müssen natürlich so eingerichtet sein, daß sie beim Tanz oder starken Bewegungen nicht herunterfallen. Im allgemeinen kann man wohl sagen, daß die Ohren, wenn man die weichen Teile abzieht, eine ziemlich gleiche Größe bei allen Frauen haben. Um diese neuen Ohrringe zu befestigen, müssen die Ohrläppchen und der weiche Oberteil des Ohres ein wenig zusammengedrückt werden. Dann wird der neue Ohrring darüber hinweggestreift und haftet nun am Ohr fest.

Diese neuen Ohrringe sind eigentlich nichts anderes als eine Fortbildung der bisher schon sehr großen Ohrgehänge, welche die Frau in allen möglichen Metallen und Steinverzierungen lang baumelnd zu beiden Seiten des Gesichtes getragen hat, und noch etwas anderes Gleichartiges kommt dazu.

Diese Ohrringe, die oft bereits mehrere Zentimeter Länge erreicht haben, sind bekanntlich im eigenen Sinne des Wortes eine Erbschaft der Wilden, denn bei vielen Negerstämmen standen, wie schon in alten Zeiten, derartige langbaumelnde Schmuckstücke in großem Ansehen. Wir finden aber auch bereits bei vielen Negerstämmen seit geraumer Zeit richtige geschlossene Ringe, die um die Ohrmuschel getragen werden. Es geht daraus hervor, daß die neuen Ohrringe - vielleicht im Anschluß an die jetzt modernen Negertänze - von den Negerstämmen übernommen worden sind. Die Mode kommt in ihrer fortwährenden Neuerungssucht auf die tollsten Einfälle.

Man sieht in den Pariser Juwelengeschäften diese neuen Ringe in allen Gestalten: oval und rund, sogar viereckig; in allen Edelmetallarten, in Silber, Gold und Platin, mit den verschiedensten Edelsteinen geschmückt vom einfachsten bis zum kostbarsten Kunstwerk. Die Bilder der neuen Modezeitungen bringen bereits schüchtern die ersten Abbildungen dieser neuen Mode, die sich in verhältnismäßig sehr kurzer Zeit - nämlich in wenigen Tagen - einen großen Teil der Frauenwelt in Frankreich erobert hat.

Es ist ganz sicher, daß die neue Mode auch im Sturm die Frauenwelt der übrigen Länder erobern wird, wenn auch die Amerikaner den größten Wert darauf legen, in der Mode von Paris unabhängig zu bleiben. Es wird berichtet, daß bereits amerikanische Juweliere in Paris eingetroffen sind, um von der Neuerung Kenntnis zu nehmen, die natürlich für die Juwelenhandlungen einen großen Gewinn bedeutet.