17.5.2006
16.5.1926
Da sich die Grundformen der Kleider vom Beginn bis gegen Ende der Saison zu wenig verändern, um dem durch die Schnelligkeit des modernen Lebenstempos verursachten Veränderungsbedürfnis zu genügen, schenkt man den kleinen Einzelheiten am Kleide eine große Beachtung und läßt ihnen eine minutiöse Ausarbeitung zuteil werden, um durch sie Kleider von gleicher Grundform auf viele Weisen zu variieren.
Dünne einfarbige Stoffe tariert man durch feine Biesennähte, dem Saum eines seidenen Mantels gibt man einen gewichtigeren Abschluß durch eine Steppereiverzierung in eckigen Mustern oder steppt den ganzen Mantel von oben bis unten wie eine Steppdecke und kann ihn auch zur besseren Herausarbeitung des Musters ebenso, nur weniger wie diese, mit Watte unterlegen.
Gestreifte oder gerippte Stoffe verarbeitet man in verschiedener Fadenlage, so daß zum Beispiel einem längsgerippten Kleid quergerippte Streifen oder eckig begrenzte quergerippte Teile zwischengesetzt werden. Rocksäume, Jumper-, Kragen- und Aermelränder erfreuen sich einer besonders sorgfältigen Ausarbeitung. Das Neueste ist, daß man alle Kleidränder mit festonierten Bogen einfaßt. Und zwar arbeitet man diese entweder wie bei der Wäsche mit unterlegten Knopflochstichen, oder aber man faßt die Bogen mit einem Schrägstreifen aus dem Stoff des Kleides ein.
Bei einem plissierten Rock dagegen, dessen Rand man ebenfalls ausbogen will, wählt man weder die eine noch die andere Methode, sondern hilft sich mit einem in der Mitte durchschnittenen Maschinenhohlsaum. Eine andere Art, Rock- und Jumpersäume zu variieren, ist die Begrenzung mit einer oder zwei schmalen Falbeln, die ganz wenig eingekraust sind und die gerade Linie des Rockes mit einer kleinen Biegung nach außen abschließen.
Es ist überhaupt eine Mode der Falbeln und Volants aufgekommen, die den eleganteren Sommerkleidern einen neuen, luftigen Stil gibt. Gleich breite, plissierte oder in Falten gelegte Streifen aus dem Stoff des Kleides werden in gleichmäßigen Abständen auf den ziemlich gerade geschnittenen Rock gesetzt und kreieren damit eine neue Art des Stufenrockes.
Ferner sind Blenden, übereinandergelegte Falten und plissierte Streifen Garnituren, die man viel verwendet. Zum Unterschied zu den Kleidern, wo der Rock und eventuell noch die Aermelansätze in Muster plissiert waren, verarbeitet man jetzt Kleider und Mäntel mit schmalen, zwischengesetzten plissierten Streifen. Und zwar bringt man diese Streifen an den Stellen an, wo man sonst einfachen Blendenbesatz hatte, also bei Kleidern über dem Rocksaum, über dem Jumperschluß oder von der Schulter zum Gürtel laufend, beim Mantel parallel zum Armloch, als Schalkragen, der vorn bis zum Mantelsaum weitergeführt wird, oder aber als einfacher doppelter Kragen und Manschetten. Besonders gerollte Mantel- und Capekragen sehen, aus Musterplisseestreifen hergestellt, sehr gut aus.
Für Blendengarnituren hat man auch eine neue Art erfunden: man legt schmale Blenden so übereinander, daß ein breiter geflochtener Streifen entsteht, der auf Tüll genäht und dem Kleid eine Handbreit über dem Rocksaum zwischengesetzt wird. Diese etwas altväterliche Garnitur eignet sich besonders für Taftkleider in Stilkleidform.
Die gebundenen Halsschleifen, die man jetzt wieder trägt, gehören so sehr zum Anzug, daß man auch sie als Aufputz bezeichnen kann. Zu den Smoking-, Sakko- und Capekostümen trägt man entweder einen schmalen Schal, der vorn zur Schleife gebunden wird und dessen Enden häufig festoniert sind, oder eine Unterziehweste aus Taft oder Seide mit Kragenschal, den man vorn oder seitlich flott bindet.
Ullstein-Schnittmuster zu obigen Modellen und zu weiteren 2000 Modellen: 1. Bezirk, Rosenbursenstraße 8, 6. Bezirk, Mariahilferstraße 31.
Illustrationen von links nach rechts:
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