20.7.2005
17.7.1914
Daß in unserer hastenden, nervösen und gemütsarmen Zeit noch nicht alles Verständnis für Poesie verschwunden ist, sieht man aus einem Briefe, der uns vor kurzem zukam und der von einer veritablen Trauung im Walde berichtet. Im Forsthaus Hohebahn bei Wittmund schoß der Schlingel Amor die Tochter des Hegemeisters Keusch mitten in das junge Herz. Ein Lehrer war der Auserwählte. Man heiratete. Der Hochzeitszug setzte sich vom Forsthause aus in Bewegung und führte in den dämmerigen, kühlen Wald, wo unter einer mächtigen Rotbuche der schlichte Altar errichtet war.
Der Hochzeitszug gruppierte sich malerisch um den Altar, der Geistliche hielt die obligate tiefempfundene Traurede und dann sang ein Chor ein paar passende Lieder. Der Walddom sorgte für das Echo. Die Waldvögelein verstummten erstaunt; sie hatten schon so vieles im grünen Walde mitansehen können; eine derart poetische Trauung noch nicht. Und ein sentimentaler, alter Specht meinte ergriffen: "Schade, daß unser Hegemeister nicht noch zwei Dutzend heiratsfähige Töchter hat!"
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