3.8.2005
23.7.1955
Bei einigermaßen objektivem Vergleich der Programmgestaltung der österreichischen Radiosender mit der des Senders Rot-Weiß-Rot muß man zugeben, daß die Hörer ernster Musik in berechtigter Sorge sind, ob sie künftig auf die paar Stunden schöner und edler Musik verzichten werden müssen, sobald der Sender Rot-Weiß-Rot übernommen wird. Ich denke überwiegend an die tägliche Sendung "Musik der Meister" und die Sendungen "Ernste Musik für die Jugend".
Zugegeben, daß die Hörer kitschiger Musik die Mehrzahl bilden und daß ihnen Rechnung getragen werden muß; aber was sich sowohl Sender I als auch Sender II auf diesem Gebiet leisten, ist, glaube ich, doch ein wenig zuviel der Konzessionen.
Der Sender II hat die Einführung des "Funkbriefkastens". In diesen zehn Minuten werden Hörerbriefe verlesen. Die Auswahl verfolgt aber offenbar die Tendenz, die dümmsten Briefe zu verlesen und besonders jene, die der Programmgestaltung Weihrauch streuen. Der Schrei nach ernster Musik wird offensichtlich unterdrückt. Außerdem müssen wir noch die paar Sendungen, die der ernsten Musik gewidmet sind, halbieren, denn es ist bestimmt nur ein sehr kleiner Teil der Hörer imstande, atonale und konstruktive Musik anzuhören, wie sie unsere Zeit jetzt hervorbringt.
Damit will ich aber nicht sagen, daß man diese Konstruktionen der modernen Musiker vom Programm absetzen soll, denn irgend etwas davon wird schon seine Berechtigung haben.
K. H., Wien-Hietzing
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