WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE

Über das Motorrad gibt es sehr viele Geschichten. In den meisten kommen rasende Geschwindigkeiten vor, Särge oder zumindest Gipsverbände. Andere Motorradgeschichten erzählen von Reisen in den herrlichen Süden, von Silberpokalen und Lorbeerkränzen. Manche berichten über die unerhörte Lust, einem bullenstarken, gehorsamen Sklaven auf dem Nacken zu reiten, über sein brüllendes Dahinsausen zu gebieten.

Nichts von alledem kommt in unserer Geschichte vor. Was wir erzählen, ist ganz ohne Sensation. Inge und Fred sind beide junge Arbeiter und verdienen beide recht gut. Als sie eine runde Summe beisammen haben, müssen sie die schon oft besprochene Frage entscheiden: Was tun wir mit dem Geld? Ein paar Monate gehen die Debatten hin und her. Plötzlich bricht die Freundschaft der beiden auseinander: Inge war für Wohnung und Möbel, Fred jedoch hatte sich über Nacht ein Motorrad gekauft; ein schnelles und schönes Ding, aber sündhaft teuer.

Nun muß man nicht glauben, daß Fred mit hundert Kilometer Geschwindigkeit gegen einen ... und so weiter. Nein, ihm geschah nichts, er surrt noch heute über die Straßen. Das einzige von Bedeutung, was passierte, war, daß Inge später einen anderen Mann heiratete. Manchmal fährt sie mit ihrem Kinderwagen gerade dann an der Garage vorbei, wenn Fred seine "Maschin" herausholt. Der Mann witzelt dann über die rosaroten Deckchen und Schleifchen, Inge über die Bezinkraxen. Nach ein paar Minuten gehen sie weiter.

Soweit unsere Geschichte. Man darf da hineinlegen oder herauslesen, was man will. Fest steht nur eines: Motorradfahren ist eine großartige Sache, doch kann der Mensch diesen Sport nur betreiben, wenn ihn vorher eine Mutter in die Welt setzt und ihm mit Hilfe eines lächerlichen Kinderwagens das Erlebnis des Fahrens beibringt.